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Projekt Moses/Moritz Berlein
In Rotenburg gab es zahlreiche tätliche Übergriffe auf jüdische Mitbürger. In besonderer Weise galten die Angriffe dem seit 1843 in Rotenburg tätigen jüdischen Rechtsanwalt Moses Berlein, der davon überzeugt war, daß seine (christlichen) Berufskollegen ihn aus der Stadt verjagen wollten. Er sah sich unter anderem aus diesen Gründen gezwungen, mehrmals seine Büroräume zu wechseln. Berlein bemühte sich daraufhin - allerdings vergebens - um Zulassung bei den Kasseler Gerichten: “Einleuchten muß es aber, daß mir das fernere Verbleiben an einem Ort unerträglich ist, wo täglich die rohesten Ausbrüche des Judenhasses zu gewärtigen sind, selbst wenn sich auch die jetzige Aufregung gelegt haben sollte und so mir die feindliche Gesinnung der Kollegen das Leben vergällt, meine Stellung im geselligen Leben verkümmert.”
Ein ausführlicher Bericht über die antijüdischen Exzesse im kurhessischen Rotenburg findet sich in der jüdischen Zeitung Der treue Zionswächter. In Ausgabe 4, 1848 heißt es: "Kaum hatten die Rotenburger Juden sich ein wenig von dem ersten Ueberfalle erholt, und der Hoffnung hingegeben, jetzt wenigstens unbelästigt bleiben zu dürfen, als am Mozze Schabbat (=Samstagabend) die früheren Scenen von Neuem und zwar in weit bedeutenderer Gestalt sich wiederholten. Verfolgung, Mißhandlung, Plünderung und Verwüstung erreichte endlich einen so hohen Grad, daß (...) 300 Schützen hier einrücken mußten, wodurch die Ruhe wieder hergestellt  und Untersuchung auf´s Eifrigste eingeleitet und betrieben wurde. "
  
Berleins Anwaltskanzlei befand sich u.a. in dem Haus Brückengasse 7 (oben links), Markt 4 (oben rechts) und Zwickel 13 (unten links).