"Da steh ich nun jede Woche zweimal um fünf Uhr auf und muß eine geschlagene Stunde in der eiskalten Synagoge vorbeten, weil die so früh auf den Viehmarkt müssen, und kriege das ganze Jahr keinen roten Pfennig für meinen Dienst", ruft erregt mein Vater und fährt mit dem Zeigefinger aufs Pfarrhaus deutend fort: "Da drüben, der macht sich's bequem, da fängt keine Kirche vor zehn Uhr morgens an und schön bezahlt wird's, und hat das große feine Haus, den herrlichen Garten und wer weiß noch was alles an Abgaben." "Na, ich spiele schon 25 Jahre lang die Orgel und halte die zweite Kirche ganz alleine ab", sagt still und unter fortwährendem Kopfschütteln Gutfreund, "hat man je einen Pfennig dafür gesehen?" [...] "Und was ich noch sagen wollte: Der da drüben hat noch Neid auf dich, schimpft von der Kanzel seine Bauern aus, sie sollten sich ein Beispiel nehmen, wie pünktlich und vollzählig früh vor Tage deine Juden in der Synagoge stehen und abends wieder, nicht zu reden von Schabbes und Feiertagen. [...]