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Projekt Dr. med. Willy Fackenheim
Um die ethischen Vorstellungen seines Vaters zu veranschaulichen, berichtete sein Sohn Walter eine Begebenheit bei einem Besuch bei der Bebraer Verwandschaft:
"Wenn man in Deutschland zum Bahnhof ging, kam man nur bis zur Bahnsteigsperre. Wenn man diese passieren wollte, um auf den Bahnsteig zu kommen, an dem der Zug einlief, musste man eine kleine Summe bezahlen, 5 Cent oder 10 Pfennig oder so ähnlich, es sei denn, man war unter 5 Jahre alt, dann kostete es nichts. Nun, es war Sommer und ich war in Bebra, als mein Vater mit der Bahn zu Besuch kam. Mein Großvater oder mein Onkel oder sonst wer brachte mich zum Bahnhof, um ihn abzuholen. Ich war gerade fünf Jahre alt geworden, es war im Juni oder Juli. Ich bin im Mai geboren, also war ich fünf Jahre und zwei Monate. Am Bahnhof sagte man dem Typ am Fahrkartenschalter, dass ich noch keine fünf sei. Er sagte, das ist okay, kein Problem. Als nun alle beim Abendessen saßen, sagte jemand: „Oh Leute, wir haben heute die Bahn beschummelt. Wir haben Walter zum Bahnhof gebracht und gesagt, er sei noch keine fünf Jahre alt.“ Mein Vater stand vom Tisch auf, ging zum Bahnhof, der nur zwei Straßenzüge entfernt war, entschuldigte sich und bezahlte 5 Cent. Er konnte nichts tun, was auch nur im geringsten Maße schlecht oder ungesetzlich war. (...) Er war ganz und gar ein Vorbild.
Theke im Gasthaus und Hotel Fackenheim in Bebra