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Projekt Dr. med. Willy Fackenheim

1920, im Alter von 38 Jahren, heiratete Willy Fackenheim. Seine aus Mannheim stammende, 12 Jahre jüngere Frau Else geb. Altschul, entstammte einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie in Mannheim.

Die 1908 in der Bärenstraße 7 in Wiesbaden eröffnete Praxis konnte er 1930 in größere Räumlichkeiten in der Friedrichstraße 6, nahe der Wilhelmstraße, verlegen. Dort waren ihm und seiner Familie aber nur knapp 6 Jahre vergönnt, 1936 verlor er seine Zulassung, die Familie lebte von da an ohne Einkommen in einer kleinen Dachwohnung in dem Haus Bismarckplatz 5.

1923 bot sich Willy Fackenheim die Chance, aus Deutschland herauszukommen, als er einen amerikanischen Patienten hatte, der zu ihm sagte: „Doktor, Deutschland ist bankrott. Die Deutschen haben den Krieg verloren. Sie müssen all die Reparationen zahlen. Deutschland ist bankrott, ich organisiere alles für Sie, ich bezahle die Reise nach Amerika, ich verschaffe Ihnen Arbeit als Arzt, ich garantiere Ihnen das Einkommen für ein ganzes Jahr."

Zu diesem Zeitpunkt verstand sich Willy Fackenheim als normaler deutscher Staatsbürger. Warum sollte er ohne zwingenden Grund das Land verlassen, in dem seine Familie seit Generationen beheimatet war und in dem es für ihn möglich geworden war, eine akademische Laufbahn einzuschlagen?

  
Else Altschul-Fackenheim
Ludwig und Minna Altschul
(Else Altschul-Fackenheims Eltern)