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Projekt Dr. med. Willy Fackenheim
Die Scharnhorst, mit der die Fackenheims April/Mai
1939 von Bremerhaven aus nach Shanghai gelangten.
Willy Fackenheims Reisepass mit dem aufgezwungenen "Israel" und dem ihn als Juden diskriminierenden "J"
Nach der Entlassung aus dem Sonderlager des Konzentrationslagers Buchenwald setzte Willy Fackenheim alles daran, aus Deutschland herauszukommen. Das  bürokratisch einfachste Fluchtziel in jener Zeit war Shanghai. Die sofortige Ausreise hätte jedoch bedeutet, den noch immer in Buchenwald inhaftierten, damals 18-jährigen Sohn Walter zurückzulassen. Als dieser dann nach 5 Monaten Lagerhaft am 12. April 1939 freikam, verstrich keine volle Woche bis zu ihrer Abreise aus Wiesbaden. Die Schiffspassagen nach Shanghai waren schon bestellt. Über die Zwischenstationen Kassel (mit einem Besuch bei Willys Schwester Hedwig) und Bremen gingen die Fackenheims am 18. April 1939 in Bremerhaven an Bord der Scharnhorst. Die einzige noch verfügbare Schiffspassage war eine solche in der 1. Klasse, sodass die Fackenheims die folgenden vier Wochen ein „erzwungenes“ Luxusleben führten. Mit Ausnahme des Zahlmeisters erlebten die Passagiere eine Schiffsmannschaft, die die jüdischen Passagiere in keinerlei Weise diskriminierten. Die nicht zu vermeidende
Trennung von den arischen Passagieren nutzte der Kapitän sogar zur Begünstigung seiner jüdischen Passagiere. Etwa dadurch, dass er diesen im Schwimmbad die begehrteren Badezeiten „verordnete“.