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Wie so viele seiner jüdischen Glaubensbrüder wollte
auch Arthur Hahn nicht zurückstehen, als die
deutschen Heere Ersatz für die hohen Verluste auf
den europäischen Schlachtfeldern brauchten und die
für die Kriegsführung Verantwortlichen unter keinen
Umständen eine militärische Niederlage hinnehmen
wollten.
Mit dem Versetzungszeugnis zur Oberprima in der
Tasche kehrte er nach den Sommerferien nicht mehr
auf die Schulbank zurück, sondern meldete sich als
Kriegsfreiwillger, "um dem Ruf der Waffen zu folgen",
wie er 1923 in dem seiner Würzbuger Dissertation
vorangestellten Lebenslauf es formulierte. Aus
diesem Dokument erfahren wir auch, dass er die
ersten Monate als Soldat bei der Nachrichten-Ersatz-
Abteilung 11 im thüringischen Ohrdruf verbrachte,
ehe er am 19. Januar 1918 zum Kampfeinsatz auf die
Kriegsschauplätze in Frankreich kam.
Stolz bilanziert er 1923: "(Ich) nahm dort an den
Kämpfen am Wytschaete-Bogen, Schlacht am
Kemmel, im Elsaß bei Mörchingen und Metz,
schließlich in der Champagne bei Tahure teil."
Wie für Arthur Hahn war es für viele Juden
selbstverständlich, für ihr Deutschland in den Krieg
zu ziehen. Mit der Waffe in der Hand wollten sie
ihren Patriotismus beweisen. Von den rund 550.000
jüdischen Bürgern im Deutschen Reich nahmen
annähernd 100.000 am Weltkriege teil; dieser Anteil
entsprach etwa dem der nichtjüdischen Bevölkerung.
Hinzu kamen noch viele getaufte Juden.
Von den 100,000 jüdischen Soldaten hatten sich
über 10 Prozent freiwillig gemeldet, 30,000 wurden
ausgezeichnet, 12,000 fielen auf den Schlachtfeldern. Gleich den Nichtjuden diente etwa jeder
zweite männliche deutsche Jude im Alter zwischen 15
und 60 Jahren im Ersten Weltkrieg als Soldat. Die
über 10,000 jüdischen Kriegsfreiwilligen kamen aus
allen Altersgruppen und sozialen Schichten. Fast
30,000 waren mit Orden dekoriert, über 19,000
befördert worden - 2,000 sogar in den Offiziersrang.
Von den 100.000 jüdischen Soldaten kamen allein
14.000 aus dem Großherzogtum Hessen und der
preußischen Provinz Hessen-Nassau. Von den 100.000 jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs blieb jeder zehnte im Feld.
Die meisten aber starben im Zweiten Weltkrieg -
durch ihr Land, nicht für ihr Land.
 
Arthur Hahn 1918 als Soldat im Ersten Weltkrieg

  
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