Im Februar 1926 feierte Arthur Hahn seine
Hochzeit mit Helene Brach. Zuvor hatte die
Familie Brach den Hahns in Hersfeld einen
Besuch abgestattet und dabei die Fragen der
Mitgift geklärt. Jakob Hahns Bedenken
bezüglich des koscheren Haushalts räumte man
dadurch aus dem Weg, dass die (christliche)
Gehilfin aus dem Hause Hahn mit nach Dresden
geschickt wurde, um dort die Einhaltung der
jüdischen Speisegesetze zu gewährleisten. "Was
ist mit koscher?", soll Jakob Hahn gefragt
haben, ehe er sein endgültiges Einverständnis mit
der Verheiratung seines Sohnes mit der Tochter
aus einer Familie geben konnte, die sich
weitgehend von traditioneller jüdischer
Lebensweise gelöst hatte. „Wer soll auf die
koschere Küche achten? Ohne die
Versicherung, dass meines Sohnes Haushalt
die traditionellen Vorschriften beachtet,
kann ich nicht meine vorbehaltlose
Zustimmung geben.“
Laut Hannelore Hahn kam der Vorschlag, der
das schwerwiegende Problem zur Zufriedenheit
aller Beteiligten schließlich löste, von Arthurs
Mutter Julia: „Liesl kann koscher kochen!“,
bot plötzlich Julia an. Ich werde sie nach
Dresden schicken, sie kann bei Arthur und
Helene wohnen.“ Liesl diente im Haushalt
der Hahns seit mehr als zwanzig Jahren. Sie
kam von der Schwalm (...) Sie kam als
junges Mädchen zu den Hahns und wurde,
obwohl nicht jüdisch, von Julia in alle
Details einer koscheren Küche eingeführt.
Sie war die Lösung.
Daraufhin ließ Jakob Hahn ein Glas auf den
Boden fallen, zertrat es und sagte „Viel
Glück.“
Arthur Hahn (1. Reihe, 3. v. rechts) ) im Februar 1926
im Haus Bergstraße 16 in Dresden am Vorabend der
Hochzeit zusammen mit seiner Braut Helene Brach (1.
Reihe, 4. v. rechts) und deren Familie. Ganz rechts in
der 1. Reihe Arthurs Eltern Jakob und Julia Hahn, ganz
links die Schwiegereltern Leonard und Luise Brach.
Villa Brach, Bergstraße 16 in Dresden (links)
(Mitte) Blick ins Innere der feudalen Residenz, die der Malzfabrikant
Leonhard Brach Anfang der 1920er Jahre erworben hatte.
(ganz rechts) Vitrine mit Meissner Porzellan