Jakob/Jack Hahn verdankte die Möglichkeit zur Ausreise dem Rabbiner
Schonfelder in London, der dort eine Talmudschule führte und schon
einiges unternommen hatte, um jüdische Jugendliche zu retten. Der Rabbi
lud auch den jungen Hersfelder Juden zum Besuch seiner Schule ein und
verschaffte ihm so eine Einreisegenehmigung. Die Voraussetzung für den
Eintritt in die Rabbinerlaufbahn war durch den Besuch der Frankfurter
Thora-Talmud-Schule gegeben. Jack Hahn 1989 über seine Zeit in der
Frankfurter Schule: "Frankfurt war nicht so schlimm. Die kleineren Städte
wandelten sich sehr viel schneller. Die Gegend, in der wir lebten, war die
Friedberger Anlage. Diese Gegend war jüdisch, mit einer sehr großen
Synagoge. Wir hatten wirklich wenig Probleme, denn niemand schien sich
ums uns zu kümmern. Was in den Randgebieten passierte, ist wieder eine
andere Geschichte. Unsere Anlage war so etwas wie ein Ghetto, so könnte
man es nennen, ein modernes orthodoxes Ghetto. Wir praktizierten dort
modernen orthodoxen Judaismus."
(oben links) Virtuelle Rekonstruktion
der im November 1938 abgefackelten
Synagoge Friedberger Anlage,
dem Gotteshaus der streng
orthodoxen sog. Frankfurter
"Austrittsgemeinde, deren Thora-Talmud-Schule Jack Hahn 1935/36
besuchte. Die von Raphael Samson
Hirsch gegründete Frankfurter
Hochschule vertrat theologisch die
sog. Neoorthdoxie, die sich der
jüdischen Reformbewegung
entgegenstellte und als "Israelische
Religionsgesellschaft" von der
jüdischen Einheitsgemeinde
abspaltete.
Das Porträt zeigt Rabbiner Salomon
Breuer, der 1890 bis 1926 die
Schule prägte und entscheidend zu
ihrem Ruf beitrug. Als Breuer-Jeshiva
fand die Schule nach 1938 in New
York eine neue Heimat.
Synagoge Friedberger
Anlage in Frankfurt
(virtuelle Rekonstruktion
durch die Universität
Darmstadt)