Hedwig Rosenthal, Lissy Hahns Mutter, war
im November 1938 verhaftet worden, weil
man bei ihr die Jagdgewehre ihres im
August verstorbenen Ehemannes fand. Auf
Intervention eines (nichtjüdischen)
Berufskollegen ihres Mannes kam sie
jedoch bald wieder frei. Im Juli 1939 gelang
ihr die Ausreise nach Bolivien, von wo sie
1947 nach London übersiedelte. Dort
verbrachte sie ihren Lebensabend in der
Familie ihrer Tochter Lissy. Fast zwei
Jahrzehnte waren ihr hier vergönnt, ehe sie
89-jährig im Juni 1976 verstarb.
Die Ausreise nach Bolivien im Juli 1939
hatte ihr Sohn Heinz ermöglicht, der dort
seit 1935 lebte. Heinz war im August 1935
nach Bolivien geflüchtet, um sich seiner
drohenden Verhaftung wegen einer
angeblichen Liebesbeziehung zu einer
"arischen" Frau zu entziehen. Die Briefe,
welche Heinz Rosenthal von seiner
angeblichen Geliebten erhielt, sind zum Teil
erhalten geblieben, sie bestätigen in keiner
Weise das unterstellte intime Verhältnis
zwischen den beiden.
Lissy Hahns Vater, der Dresdener Rechtsanwalt Willy Rosenthal,
hatte 1909 Hedwig Weißl geheiratet. Das Foto zeigt die beiden auf
ihrer Hochzeitsreise 1909 in Venedig.