36 Jahre war er alt, als Rudi
Hahn 1937 auf Freiersfüßen
ging. Einen unfreiwilligen
Beitrag zum näheren
Kennenlernen von Rudi Hahn
und Lissy Rosenthal hatte das
NS-Regime mit den
diskriminierenden Maßnahmen
und Verfügungen gegen die
jüdische Bevölkerung geliefert.
Lissy "verdankte" ihre
Anstellung in der Brachschen
Malzfabrik im Herbst 1933
nämlich ihrer Entlassung bei der
Dresdener Filiale der
Braunschweigischen
Lebensversicherungsbank, für
die sie seit Oktober 1928 tätig
gewesen war. Der alte
Arbeitgeber sah sich - trotz
hervorragender Beurteilung -
zur Entlassung seiner
Mitarbeiterin gezwungen, weil
diese als Nicht-Arierin "nicht in
die Deutsche Arbeitsfront
eingereiht werden kann", wie es
lapidar in dem Zeugnis zu ihrer
Entlassung heisst. Dass die
Brachsche Malzfabrik mit Lissy
Rosenthal eine tüchtige
Mitarbeiterin bekommen
würde, ist unschwer aus der
Beurteilung durch ihren alten
Arbeitgeber zu erkennen, in der
es zusammenfasend lautet: "In
allen ihren Arbeiten bewies
Fräulein Rosenthal nicht nur
eine gute Allgemeinbildung, ein
gutes kaufmännisches Denken,
peinlichste Gewissenhaftigkeit,
Pünktlichkeit und Ausdauer,
sondern auch ein in den
kleinsten wie grössten Dingen
rühmenswertes
Geschäftsinteresse. Wir
brauchen deshalb nicht zu
betonen, dass Fräulein
Rosenthal sich unsere volle und
uneingeschränkte Zufriedenheit
erworben hat. Ihre Führung
war in allen Dingen tadellos."
So war es, genau genommen,
die Ironie des Schicksals, die
Lissy und Rudi
zusammenführte, insofern Rudi
als Folge ihrer ideologisch
begründeten Entlassung
zunächst ihr dienstlicher Chef
wurde und Lissy so zur Chefin
seines Herzens werden konnte.
Das Foto (oben) zeigt die
beiden im Sommer 1937 in
Karlsbad - hier noch in
respektvoller Distanz. Am 16.
Dezember 1937 fand die
Eheschließung Rudis mit der
Rechtsanwaltstochter in
Dresden statt.
Klick: Zeugnis für Lissy Rosenthal
vom 12. August 1933
Klick: Lissy Rosenthal Hahns
Familie