Am 8. Februar 1938 wurde Rudi
Hahn in Dresden verhaftet -
wegen angeblichen Devisen-vergehens. Die Geheime
Staatspolizei (Gestapo) steckte
ihn zunächst für 14 Tage in das
Polizeigefängnis in der
Schießgasse, dann für 10
Wochen in das
Untersuchungsgefängnis
Münchener Platz, ehe er dann
abermals in der Schießgasse
landete - "unter strikter
Gestapoaufsicht", wie er in
einem Brief an den
Londoner Rechtsanwalt Loeb
vom 21.12.1964 schrieb.
"During which time he
developed serious medical
conditions which permanently
affected his health" - schrieb
seine Tochter Vivien 40 Jahre
später.
Fast zeitgleich mit Rudi Hahn
wurde sein Bruder Isfried
festgenommen. Isfried, seit
September 1936 mit Ilse
Meyer (geb. 15. April 1914 in
Zierenberg) verheiratet, hatte
bis dahin zusammen mit seinem
Vater das Bankhaus Hahn in
Hersfeld geleitet.
Zwischenzeitlich freigelassen,
verlegte Isfried am 23. März
1938 seinen Wohnsitz von
Hersfeld nach Frankfurt/M
(Böhmerstr. 9). Am 25. Juni
1938 wurde er erneut verhaftet
und im Gerichtsgefängnis in
Marburg/Lahn eingesperrt. Rudi
Hahn war am 10. Juni 1938 aus
der Haft in Dresden entlassen
worden. Schon seit einer Weile
hatten die Hahns in Hersfeld
und Dresden die Ausreise aus
dem Hoheitsbereich der
Nazidiktatur avisiert. Die
Verhaftung der beiden Brüder
im Februar 1938 beschleunigte
sicherlich dieses Vorhaben. Es
war ein letztes Warnzeichen
und trug in gewisser Weise
dazu bei, dass Jakob Hahn und
die Familien seiner Kinder ihre
Ausreise vorantrieben und so
den Holocaust überlebten.
Rudi Hahn (rechts) und sein Bruder
Isfried (links neben Rudi) wurden im
Februar 1938 verhaftet - wegen
angeblicher Devisenvergehen. Im Prinzip
sollte - bis 1939/40 - die Ausreise von
Juden aus dem Deutschen Reich gefördert
werden, sofern diese bereit waren, ihr Geld
und Gut zurückzulassen. Die sogenannte
Reichsfluchtsteuer erreichte 1938 einen
Satz von 25% des steuerpflichtigen
Vermögens. Hinzu kam eine
"Judenvermögensabgabe" von bis zu 25%.
Nicht zu Unrecht sind diese Steuern als
Form des legalen Raubes bezeichnet
worden. Für die Betroffenen lag der
Versuch nahe, solche Vorschriften zu
umgehen. Der Gestapo oblag es, die
Forderungen der Finanzämter
durchzusetzen.
Gefängnis Schießgasse
in Dresden 2002
Rudi Hahn (rechts) neben
seinem Bruder Isfried (ca.
1936). Beide wurden 1938
verhaftet.
Klick: Brief von Rudi Hahn aus der Haft