In London mieteten Rudy und Lissy
Hahn eine Wohnung. Ihr einziges
Einkommen in der ersten Zeit hatten
sie durch Untermieter. Der Erste war
ein Tierarzt, der die schäbige
Unterkunft bei den Hahns
akzeptierte, weil er durch das
Zusammenwohnen sich weniger
einsam wähnte.
Als deutscher Staatsbürger wurde
Rudi Hahn im Juli 1940 für drei
Monate interniert, ehe er sich dann
als Luftschutzwächter in seiner
neuen Heimat akzeptiert fühlen
konnte. Nach Beginn der deutschen
Offensive im Mai 1940 hatte das
von Invasionsangst und
Spionagefurcht geprägte England alle
dorthin geflüchteten Deutschen
(fast ausnahmslos aus rassischen
oder politischen Gründen) als
feindliche Ausländer (enemy aliens)
betrachtet und in Internierungslager
gesteckt. Rudi Hahn kam aber nicht
in das riesige Internierungslager auf
der Isle of Man wie die meisten der
über 60.000 Betroffenen, sondern
wurde in den Norden Englands nach
York gebracht. Hier hatte man die
Pferderennbahn kurzfristig in ein
Internierungslager umfunktioniert.
Im Internierungslager war er als
Friseur eingesetzt worden. Diese
Tätigkeit behielt er nach seiner
Entlassung bis 1950 bei, ehe er dann
eine Hemdenfabrikation startete, die
er bis 1963 betrieb.
Danach reiste er als Vertreter von
Herrenbekleidung über Land. An
eine Betätigung in seinem erlernten
Beruf im Bankgewerbe war nicht zu
denken. Ein Herzinfarkt 1965 warf
ihn nur vorübergehend aus der
Bahn. Bis kurz vor seinem Tod am
5. Dezember 1976 arbeitete er
beruflich.
Race Course Aliens Camp - so hieß die als
Internierungslager genutzte Pferderennbahn
in York im Jahr 1940 (Foto links 2006) . Hier
war Rudi Hahn von Juli bis Oktober 1940
interniert. Die Lagerleitung bescheinigte ihm
bei seiner Entlassung am 8. Okt.1940, dass
er sich als tüchtiger, zuvorkommender und in
jeglicher Hinsicht verlässlicher Lagerfriseur
betätigt habe.
Rudi Hahn (rechts im Bild) neben seinen Eltern und Geschwistern.
Das Foto entstand Mitte der 1930er Jahre.
Klick: Dokument Race
Course Aliens Camp in
York vom 8.10.1940