Die Diskriminierung und Unterdrückung
der jüdischen Minderheit war in der
sächsischen Landeshauptstadt in den
ersten Monaten nach der NS-Machtübernahme wohl weniger zu spüren
gewesen als in einer Kleinstadt wie
Hersfeld. Darauf deutet die Eingabe an
den Hersfelder Magistrat hin, in der Rudis
Bruder Arthur Hahn seiner Heimatstadt
einen Besucherboycott ankündigte.
("Bekanntmachung" der NSDAP in der
Hersfelder Zeitung vom 2. Sept. 1933.)
"Das unerhörte Treiben
nationalsozialistischer Übermenschen in
meiner Vaterstadt Hersfeld veranlaßt
mich", so Dr. jur. Arthur Hahn, "Ihnen
mitzuteilen, daß ich fortan mit meiner
Familie keinen Kuraufenthalt mehr dort
nehmen werde, wie ich dies in den
letzten Jahren gewohnt war."
Es bedurfte wohl ausgesprochenen
Mutes, wenn Arthur Hahn schriftlich
weiter formuliert, "daß Hakenkreuz und
Gesindel dort ihre nationalen Gefühle so
zum Ausdruck bringen, wie es eine
Schande für kultivierte Menschen ist."
Vielleicht vertraute Arthur Hahn darauf,
durch seine Meriten als ehemaliger
Weltkriegssoldat sich schützend vor die
verfolgten Familienangehörigen stellen zu
können.
Die Hersfelder NSDAP, so ist es dem
Zeitungsbericht zu entnehmen, sah sich
in der "Pflicht, unseren Mitbürgern einen
Brief bekanntzugeben, den ein Jude (...)
in charakteristisch jüdischem Deutsch zu
schreiben wagt."
Besonderer Anlass für Arthurs
Empörung war wohl der milde Umgang
mit den drei Erpressern, die im März
1933 in das Bankgebäude eingedrungen
waren und Geldzahlungen erpresst
hatten, schon nach wenigen Tagen aber
aufgrund einer Amnestieregelung wieder
freigelassen wurden.
(vgl. Bericht im Rotenburger Tageblatt
vom 28. März 1933)
Klick:
Rotenburger Tageblatt vom 28. März 1933
(Überfall auf Bankhaus Hahn)
"Bekanntmachung" der NSDAP in der Hersfelder Zeitung
vom 2. Sept. 1933