Brief von Rudi Hahn aus seiner Dresdener
Haftanstalt an seine Frau Lissy vom 13. März 1938
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13. März (1938)
Liebste, Du warst wieder sehr lieb und
hast mich mit Deiner tägl. Post in guter
Stimmung erhalten, ich erhielt alles bis
incl. 11., besonders erfreuten mich die
jetzt schönen Photos, man sieht doch
gleich, wer Dir gegenüber "stand", sag
dem Caro Dank dafür. Solche freudige
Bilder will ich von Dir haben, auch wenn
es Dir schwer fällt, gerade am Sonntag
Morgen zu lachen, aber Du hast doch
die Freiheit und kannst so viel Schönes
sehen u. den herrl. Frühling genießen;
jetzt gerade bei dem tägl. blauen
Himmel und nur der 3/4 Stunde
frischen Luft meint man das Herz
müßte einem brechen, darum meine
ganz Gute, schaue Dir alles an, gehe
viel spazieren und notiere alles, was
sich ergibt, damit Du mir dann alles
erzählen kannst, nur nicht was in der
Zeitung steht, denn die lese ich mit
großem Interesse. Nun kannst Du Dr.
Stumpf auch trösten, auch an Paulchen
schreibe, es wäre eine Freude für mich
wieder mit ihm zusammen gewesen zu
sein, ach über dieses schöne
Wochenende komme ich nicht hinweg,
auch das Zusammensein mit meinen
Eltern, als ob es so sein sollte. Auch für
Fischls Zeilen vielen Dank + das schöne
Photo ziert die Galerie, ich denke nur
an die Zukunft und Dich, meine sehr
Liebe, und werde diesen harten Schlag
in Gedanken an Dich überstehen, lese +
lerne tägl., mache auch zur Ablenkung
Gefangenenarbeit, Asbest zupfen, denn
so ein Tag ist sehr lang, zumal man
sich ja nur in 21 cbm Luft bewegt, aber
zu zweit könnte es auch hier schön
sein, denn Dein Kämmerchen ist auch
nicht größer gewesen, "aber + wenn".
Borc hat es richtig gemacht, hätten wir
nur auch so gleich geheiratet, schenke
ihnen was Praktisches, auch Deine lb.
Mutter, was sehr Schönes