Das Dorf Rengshausen hatte in den 30er Jahren 576 Einwohner. Unter ihnen lebte eine jüdische
Familie: Vater, Mutter und Kind. Alle drei wurden von den Nazis getötet. Warum daran erinnern? Warum
dieses Lebensbild? Es sollen keine neuen Schuldgefühle geweckt werden. Aber wir alle, die wir überlebt
oder jene Zeit nicht miterlebt haben, dürfen sie nicht vergessen. Sie haben hier neben uns gewohnt.
Dieses Lebensbild soll daran erinnern, dass jeder Einzelne von ihnen ein Mensch war, dessen Leben
brutal zerstört wurde. Die Erinnerung daran soll uns, unsere Kinder und unsere Kindeskinder ermahnen,
dafür zu sorgen, dass Menschen nicht wieder Ähnliches erleiden müssen.
Ein Gedicht von Erich Fried bringt sehr schön die Zerrissenheit zum Ausdruck, in der Überlebende sich
befinden, wenn sie an das furchtbare Geschehen denken.
Hast du noch etwas zu sagen
zu dem was du nicht getan hast?
"Ja: Dich zu fragen
Was hättest du an meiner Stelle
getan?"
Das weiß ich nicht
und ich kann über dich nicht
richten.
Nur eines weiß ich:
Morgen wird keiner von uns
leben bleiben
wenn wir heute
wieder nichts tun
Was hast du damals getan
was du nicht hättest tun sollen?
"Nichts"
Was hast du nicht getan
was du hättest tun sollen?
"Das und das
dieses und jenes:
Einiges"
Warum hast du es nicht getan?
"Weil ich Angst hatte"
Warum hattest du Angst?
"Weil ich nicht sterben wollte"
Sind andere gestorben
weil du nicht sterben wolltest?
"Ich glaube Ja"