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Projekt Nathan Höflich
 
Es gibt in Rengshausen leider kaum noch Zeitzeugen, die die Zeit des Nationalsozialismus bis zu den großen Pogromen von 1938 mit kritischem Verstand wahrgenommen hatten und sich dazu äußern könnten. Wir wissen also nicht, welchen Drangsalierungen die einzige noch vorhandene jüdische Familie  in Rengshausen ausgesetzt war. Vielleicht waren es nur "kleine Dinge", die ihr Leben belastete: Kein Schwatz mehr auf der Straße, Fenster, die eingeworfen wurden, nachlassende Kundschaft, Hänseleien der kleinen Tochter auf der Straße und in der Schule. Ihr Klassenlehrer war ein überzeugter Nationalsozialist, aber, wie geschildert wird, ein beliebter und gerechter Lehrer. Er hat es aber nicht verhindern können, dass die kleine Gerda als Schulanfängerin in der Pause abseits stand oder vielleicht sogar abseits stehen musste. Einsam sei sie unter den Kindern in der Schule gewesen, erzählten später ehemalige Schulkameradinnen. Vermutlich waren es keine spektakulären Aktionen. Aber die Partei der Nazis war auch in Rengshausen präsent, und kaum jemand konnte sich ihr entziehen. Wer wagte bei dem zunehmenden Druck gegen die Juden noch, bei ihnen einzukaufen? Ob ich denunziert  werde, wenn ich trotz aller Warnungen und Verbote in der Dämmerung zu HÖFLICHs hinüberhusche, um ihnen eine Kleinigkeit abzukaufen? Angst hatte die Menschen befallen, sich mit dem Schicksal der Juden zu solidarisieren. Unsere Passivität hat uns mitschuldig gemacht. Nur vor diesem Hintergrund ist das ungeheure Ausmaß der national-sozialistischen Verbrechen, die 1938 mit dem Pogrom ihren ersten Höhepunkt erreichten, zu verstehen.

  
Ab September 1941 mussten die jüdischen Menschen zu ihrer Kennzeichnung einen Gelben Stern tragen. Geschäftlich waren sie schon bald nach der NS-Machtübernahme ausgegrenzt.
  
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Maßnahmen zur Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung der deutschen Juden