Projekt: Prof. Dr. Med. Moritz Katzenstein
1920 wurde Moritz Katzenstein Leiter
der Chirurgischen Klinik II des
Städtischen Krankenhauses im
Friedrichshain. Das Krankenhaus wurde
am 8. Oktober 1874 eröffnet und
erwarb sich in den folgenden Jahren
nicht nur in Deutschland, sondern auch
besonders im Ausland einen
ausgezeichneten Ruf. Katzenstein war
hier bis zu seinem Tod 1932 tätig.
Wissenschaftlich beschäftigte er sich
hauptsächlich mit der experimentellen
Chirurgie. Seine Arbeiten betreffen u. a.
den arteriellen Kollateralkreislauf, die
Funktionsprüfung des Herzens
(Katzenstein’sche Methode), die
Entstehung des Magengeschwürs und
der Arthrose. Der Chirurg Prof. Kurt
Franke, sein Biograph, bewertet
Katzensteins medizinische Leistungen in
seinem 2006 erschienenen Buch
("Moritz Katzenstein. Bedeutender
Berliner Chirurg - Langjähriger Freund
von Albert Einstein") wie folgt. "Die
Vorträge und Publikationen (...)
beweisen vielfältige chirurgische
Interessen, die aber ohne
entsprechende manuelle Fertigkeiten
und ohne intellektuelle Flexibilität nicht
zu verfolgen gewesen wären. Moritz
Katzenstein führte Eingriffe durch, die
für die damalige Zeit Neuheitswert
besaßen."
Ganz ungewöhnlich an seiner Karriere
als Mediziner ist der medizinische
Bereich, in dem er seine Meriten erwarb.
Die Chirurgie als klassischer Bereich der
Medizin war seinerzeit nämlich so gut
wie ausnahmslos in Händen "arischer
Seilschaften". Jüdischen Medizinern
standen in der Regel nur in den neueren
Spezialfächern wie Mikrobiologie,
Dermatologie und Psychiatrie die
Karrierewege offen, weil diese im
Unterschied etwa zur Chirurgie nicht so
stark der Kontrolle durch das
medizinische Establishment unterlagen.