Manfred Wedemeyer schreibt in seinem Buch
"Käuze, Künstler, Kenner - Kaum gekanntes Sylt"
1986 im Verlag Pomp & Sobkowiak in Essen erschienen:

Franz Korwan: Einer von vier Juden auf Sylt (S. 118)

"Der jüdische Anteil der Sylter Bevölkerung ist immer gering gewesen. Von den 7521 Einwohnern des Jahres 1933
waren drei Juden, die in der Stadt Westerland wohnten. Einer war in Keitum ansässig. Seit 1905 hatte sich ihre Zahl
nicht verändert. Nur diese wenigen Juden begründeten ihren Wohnsitz auf der Insel. Dennoch spielte der jüdische
Einfluß im internationalen Modebad der Wilhelminischen Zeit eine nicht geringe Rolle, seitdem Westerland als Badeort entdeckt war. Denn zahlreiche Juden zählten zu den Badegästen dieser Sommerfrische, wie aus den Kurlisten zu entnehmen ist. Einige eröffneten Saisongeschäfte in Westerland.

In der Strandstraße der Inselmetropole unterhielt bereits vor 1900 der jüdische Maler Franz Korwan-Katzenstein,
geboren 1865 in Heinebach bei Kassel, ein Atelier. Er war Schüler von Eugen Dücker an der Düsseldorfer Akademie
und hatte die Meisterklasse von Eugen Bracht an der Berliner Akademie besucht. Auf Sylt war er oft gemeinsam mit
Eugen Dücker, bevor er sich ständig auf der Insel niederließ. In sein Westerländer Atelier kamen prominente Bade-
gäste, unter anderen Heinrich von Stephan, der Organisator des deutschen Postwesens. 1896 hat der Generalpostmeister im Atelier von Korwan dem Berliner Bildhauer Hugo Berwald zur Anfertigung einer Büste Modell gesessen. Nach dem Tod von Stephan fand sich in Westerland ein Komitee zusammen, das die Vorarbeiten zu einem Denkmal für den Verstorbenen übernahm. Franz Korwan gehörte dazu. Eine Zeitlang war er Mitglied im Aufsichtsrat der Sylter Dampfschiffahrt-Gesellschaft. Als Ratmann beteiligte er sich aktiv an der der Kommunalpolitik der Westerländer Gemeinde. In Berlin verhandelte er beim preußischen Innenministerium erfolgreich dafür, daß Westerland 1905 de Stadtrechte erhielt.

Zwei Gemälde von Korwan-Katzenstein sind im Besitz des Bundespostmuseums in Frankfurt am Main, darunter das
Ölbild "Postbeförderung über das Eis nach Sylt 1892". Der Künstler restaurierte 1908 die Innenräume des Altfriesischen Hauses in Keitum und malte 1913 die Keitumer St.-Severin-Kirche aus. In den zwanziger Jahren arbeitete Korwan in
einem Atelier im Keitumer Haus der jüdischen Familie von Julius Saenger, der 1929 nach jüdischem Ritual in Keitum begraben worde ist. Eine japanische Steinleuchte schmückt das Grab dieses Mannes, der Mitinhaber eines heute
noch bestehenden Exportgeschäfts in Hamburg war, das vor allem mit Japan Handel betreibt.

Franz Korwan verließ um 1936 die Insel Sylt und ging nach Baden-Baden. Von dort wurde er nach Südfrankreich deportiert. In den Pyrenäen ist er 1940 umgekommen."