Vogelgesang 7, ehemalige Heimstätte der
Lehrersfamilie Landsberg (Foto 2006)
Nach dem Eintritt ihrer Zwillingssöhne in die Frankfurter
Jeschiwa zog auch Rini Landsberg mit ihren anderen Kindern
nach Frankfurt. Jakob, einer der beiden Zwillinge, versuchte
1939 illegal nach Palästina zu kommen. Doch die Schiffsreise
die Donau entlang über Rumänien misslang im Wintersturm.
Die gestrandeten Passagiere wurden nach Kladovo nahe der
bulgarischen Grenze gebracht und dort einquartiert. Als
deutsche Truppen im Frühjahr 1941 den Balkan besetzten,
gerieten die Flüchtlinge in deren Hände und wurden in
Konzentrationslager gesteckt. Der deutsche Überfall auf die
Sowjetunion führte im Juli 1941 zum Beginn eines
allgemeinen Aufstands in Serbien. Die Wehrmacht griff zu
einer Vergeltungsstrategie, bei der für jeden getöteten
deutschen Soldaten 100 Serben umgebracht wurden. Um die
verlangten Quoten zu erüllen und um die lokale Bevölkerung
nicht zu erbittern, wurden ab Anfang September 1941, auf
dem Höhepunkt der deutschen Offensive, serbische Juden
und die jüdischen Gefangenen in den serbischen
Konzentrationslagern von der deutschen Militärverwaltung
als Geiseln zur Vergeltung serbischer Anschläge erschossen,
darunter auch Jakob Landsberg.
Im August 1940 bot sich für Simon, Hermann und Karla die
Möglichkeit, auf verschlungenen Wegen nach Palästina zu
kommen, und zwar über eine vorgebliche Reise nach
Schanghai, wohin sie ein Visum erhalten hatten. Glücklichen
Umständen verdankten es die Landsbergkinder, dass sie zu
den wenigen gehörten, die 1940 den Weg nach Palästina
schafften.
Die Geschwister Landsberg erhielten in Palästina eine
landwirtschaftliche Ausbildung. Simon, der sich in Palästina
Shimon nannte, verbrachte sein weiteres Leben in einem
Kibbuz, wo er eine kleine Pension führte.
Das genaue Schicksal von Isidor Landsbergs Witwe Rini,
geboren am 13. Febr. 1889 in Emden, bleibt im Dunklen..Sie
wurde 1941/42 von ihrem Fluchtort Frankfurt am Main aus
deportiert, Todesort und Zeitpunkt ihres Todes sind
unbekannt. Im
Gedenkbuch des Bundesarchivs wird sie als verschollen
geführt.
Der jüngste Sohn Isidor kam dort in das Israelitische
Waisenhaus Röderbergweg 87. Einem glücklichen Umstand
verdankte er im Frühjahr 1939 seine Ausreise nach Israel in
einem sog. Kindertransport. Er konnte nämlich den Platz
eines Jungen in Anspruch nehmen, dessen Eltern kurzfristig
eine
Einreisegenehmigung für die USA erhalten hatten.
Quelle: O. Abbes, Hersfelds jüdische Geschichte, Bad Hersfeld 2002,
S.216f.
Klick: Landsbergsohn Shimon 1998 zu Besuch mit
Ehefrau und den beiden Söhnen