Mit den Novemberpogromen 1938 war klar
geworden, dass es insbesondere für jüdische
Jugendliche keinerlei Lebensperspektive mehr
in Deutschland gab, sodass auch die für das
Frankfurter Waisenhaus Verantwortlichen
sich um Auswanderung ihrer Schutzbefohlenen
bemühten. Voraussetzung für die Einreise von
Kindern ohne (deren) Eltern war, dass "deren
Lebensunterhalt durch öffentliche Institutionen
gesichert ist". Mitglieder der Familien
Rothschild hatten sich schon bei der Gründung
und Einrichtung des Waisenhauses finanziell
engagiert. Jetzt war es der in England lebende
James Armand de Rothschild, der auf den Hilferuf
aus Frankfurt reagierte und Geldmittel für die
Übersiedlung der Kinder nach Palästina zur
Verfügung stellte. Die Ausreise wurde jedoch
erst möglich, als dort Institutionen gefunden
wurden, die eine feste Unterkunft
und Betreung der Minderjährigen garantieren
konnten. Dank des Engagements von Baron de
Rothschild gelang schließlich auch dies, sodass
die meisten Kinder aus dem Frankfurter Jüdischen
Waisenhaus 1939/ 1940 nach Palästina gehen
konnten, so auch die beiden Hersfelder jüdischen
Jungen Isidor Landsberg und Heinz Schmidt.
Ebenso schafften dies die beiden Hersfelder
Mädchen Erika und Ruth Speier sowie ihre
Rotenburger Cousinen (2. Grades) Loni und Ilse-Judith Speier (Details dazu in dem Kapitel ("Ilse-Judith Speier-Epstein"). Sie alle hatten
zwischenzeitlich im Frankfurter Waisenhaus ein
Refugium gefunden, und entgingen so dem
Schicksal ihrer Eltern, die alle Opfer des
Holocaust wurden.
Baron James Armand Rothschild und Dorothy Rothschild.
Baron Rothschild setzte alle Hebel in Bewegung, um Juden
die Ausreise aus Nazi-Deutschland zu ermöglichen. Für die
Ausreise der Kinder im Jüdischen Waisenhaus in Frankfurt
stellte er erhebliche Geldsummen zur Verfügung.