"Meine Eltern, mein Bruder Rudy und ich, lebten
in einem dreistöckigen Haus, das einen
Straßenzug entfernt von unserem Laden stand.
Im 1.Stock dieses Hauses war das Möbellager.
Wir wohnten im 2. Stock in einer geräumigen
Wohnung und hatten einen großen
Schäferhund. Wir hatten ein angenehmes
Leben, meine Mutter hatte eine Haushaltshilfe
für das Wäschewaschen (es gab damals noch
keine Waschmaschinen), eine extra Bügelfrau,
eine Putzhilfe und ein Kindermädchen. Im 3.
Stock wohnte eine Familie mit einem Kind in
meinem Alter. Heiligabend durfte ich beim
Schmücken ihres Weihnachtsbaums dabei sein.
Als ich etwas älter war, bekam ich die Aufgabe
ganze Fladen schön verpackter Matzen an
unsere nichtjüdischen Nachbarn zu verteilen. In
den frühen 1930er Jahren waren Matzen nicht
so reichlich verfügbar wie dies heute bei uns der
Fall ist, deshalb waren sie damals für alle eine
spezielle Köstlichkeiten."
Haus Kirchplatz 9, in dessen
2. Stock die Familie wohnte,
unten war das Möbellager.
Klick: Die Großeltern Meier und Henriette Linz mit Ilses Bruder Rudy
und dem Schäferhund hintern dem Ladengeschäft im Steinweg