Ilses Großvater Baruch Rosenstein, geb. am 8. Dez. 1863 in Niedenstein,
hatte Bettie Müller aus Herleshausen geheiratet, von wo die beiden 1900
nach Rotenburg kamen. Baruch Rosenstein übernahm hier die bis dahin
(seit 1865) von Jakob Cornelius besetzte Stelle an der jüdischen
Volksschule. Diese wurde 1913 als allgemeinbildende Schule aufgelöst, aber
für den Religionsunterricht fortgeführt. Baruch Rosenstein war bis zu
seinem Wegzug nach Frankfurt 1932 in Rotenburg als Religionslehrer tätig.
(Abmeldung nach Frankfurt, Musikantenweg 13 am 21. April 1932.) Seine
Lehrertätigkeit hatte er 1883 in Herleshausen als 20-Jähriger begonnen.
Baruch Rosenstein trat am 1. April 1900 ein schweres Erbe in Rotenburg an.
Sein Vorgänger Jakob Cornelius hatte sich so hohes Ansehen erworben,
dass ihm bei seinem Ausscheiden aus dem Dienst die für Geistliche und
Pädagogen höchste staatliche Auszeichnung verliehen wurde, der Adler zum
Hausorden der Hohenzollern. Kein anderer Rotenburger hat jemals diese
Würdigung erfahren.
Baruch Rosenstein startete seinen beruflichen Weg in Rotenburg mit einem
großen Vertrauensvorschuss. 54 von 59 stimmberechtigten Mitgliedern der
Rotenburger Synagogengemeinde hatten sich für ihn entschieden. 22
Bewerbungen aus ganz Deutschland waren eingegangen.
Seine Unterrichtsverpflichtung setzte sch zusammen aus 18 Stunden in
"weltlichen" Fächern und 8 Stunden Religion. Die Religionsstunden wurden
auch von den jüdischen Schulkindern der höheren Bürgerschule und der
Töchterschule besucht. Dazu kam für Baruch Rosenstein der Einsatz als
Vorsänger in der Synagoge in drei Gottesdiensten am Sabbath und tägliche
Andachten.
Sein Grundgehalt betrug (1900) 1.200 Mark, 150 Mark erhielt er als
"Alterszulage" und 210 Mark als Mietgeld. Im Sommer gab er den 8
"turnpflichtigen" katholischen Schülern 2 Stunden pro Woche
Sportunterricht, dafür bekam er 1.50 Mark pro Kind. Eine weitere Einnahme
von 100 Mark floss in die Familienkasse durch Baruch Rosensteins Ehefrau
Bettie, die den Mädchen 2 Wochenstunden Handarbeit gab.
Die Schülerzahl betrug bei Dienstantritt (1900) 31 (19 Mädchen und 12
Jungen).
Baruch Rosenstein, vom 1.04.1900
an für drei Jahrzehnte als jüdischer
Lehrer in Rotenburg
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Liste der Bewerber für die
Lehrerstelle an der jüdischen
Schule in Rotenburg 1900
Klick: 2. Visitationsbericht
(1902) über die jüdische Schule
in Rotenburg und den jüdischen
Lehrer Rosenstein