Am westliche Ende der Breitenstraße an der Ecke zur Borngasse, wenige Schritte von ihrem Elternhaus entfernt, wurde Sophie Linz mit der Schnitzfigur konfrontiert, die Juden verächtlich machte: "Betrug und Schwindel Mord und Graus - zieht mit dem Jud`von Haus zu Haus", reimte es sich dort.                                                    mehr ...
Mein Bruder kannte Leute in Hamburg und die suchten jemanden - die Christlichen konnten doch dort nicht mehr arbeiten. So bin ich nach Hamburg gefahren und habe dort die Stelle bekommen als Kinderfräulein für einen kleinen Jungen. Sie hatten noch eine christliche Köchin, aber ein Kinderfräulein konnten sie nicht mehr bekommen. Und sie hatten auch zwei Mädels. Aber die waren schon größer, 19 Jahre alt. Jedenfalls waren die sehr gut zu mir. Und bin einmal im Jahr dann nach Hause gefahren zu Besuch. Natürlich hat mich keiner mehr angeguckt. Wir waren Fremde in unserer eigenen Heimat.

  
Das Hakenkreuz eroberte 1933 das Rotenburger Rathaus. Für Sophie Linz und die übrige jüdische Bevölkerung der Stadt bedeutete dies nach 6 Jahrhunderten jüdischen Leben in der Stadt an der Fulda: "Wir waren Fremde in unserer eigenen Heimat."
Klick: Vollbild