Dr. Martin Engels ca. 1940
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Und wie sie in Kassel ausstieg - sie war ja immer noch im Schock -, sie sagte: „Ich bin einfach gegangen, ich wusste nicht wohin, denn da war kein Zug, der zu der Zeit ging.“ Und wie sie vom Bahnhof runtergeht, hört sie eine Stimme:
„Frau Linz, drehen Sie sich bitte nicht um. Mein Name ist Dr. Engels. Ihr Sohn Erwin war bei mir auf der Aufbauschule. Ich habe gesehen, was in Rotenburg passiert ist. Unglaublich. Und ich bin Ihnen nachgegangen und bin in den Zug und wollte nur wissen, ob ich irgendwas für Sie tun kann. Brauchen Sie Geld?“ -
„Nein, danke.“ -
„Wo sind Ihre Kinder?“ -
„Mein Sohn ist in Palästina, meine Tochter ist in Hamburg.“ -
„Bitte geben Sie mir die Adresse.“
Dann sagte er: „Sie müssen doch was zu essen haben. Ja, gehen Sie mal weiter, wir finden eine Bäckerei, dort werde ich Ihnen ein paar Brötchen kaufen.“
Und als sie zu einer Bäckerei kamen - inzwischen war es Morgen geworden, ich weiß nicht wie viel Uhr es war, aber es war hell - da sagte er: „Ich kaufe Ihnen ein paar Brötchen und ich lasse sie da liegen, außen am Fenster. Und wenn ich fort bin, dann kommen Sie und nehmen Sie die Brötchen.“
So hat es meine Mutter getan. Und wie sie die Brötchen nahm - der Mann war weg. Sie erzählte mir und sagte: „Weißt Du, das war ein Engel vom Himmel, denn ich wusste wirklich nicht, was ich tun sollte.“
So ist sie dann wieder zurück zum Bahnhof und hat einen Zug von Kassel nach Frankfurt genommen.
Das Telegramm, was ich erhielt in Hamburg, hat der Dr. Engels mir geschickt. Meine Mutter wusste gar nichts davon.
  
Der Kasseler Hauptbahnhof vor der Zerstörung 1943