In unmittelbaerer Nähe zum Linzschen Haus
Breitenstraße 21 war die Gastwirtschaft
Hessischer Hof (auf der gleichen Straßenseite).
Hier traf sich Hermann Linz - so erinnert sich
seine Tochter Sophie - zum regelmäßigen
Kartenspiel mit christlichen Bekannten, zu
denen auch Rechtsanwalt Both gehörte.
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Natürlich, das Geschäft war sehr schlecht, die Menschen
durften ja nicht bei uns kaufen. Nur manche, die den
Kaffee so gut mochten - wir hatten den besten Kaffee in
der Stadt -, die riefen uns an. Und dann abends, wenn es
dunkel war, bin ich dann hingegangen, hab’ den Kaffee
geliefert. Das Geld war vor der Tür und ich hab den
Kaffee da liegen lassen. Dies ging für ein paar Wochen.
Und dann hat dies auch aufgehört, denn die Menschen
hatten ja Angst.
Eines Tages kommt die Nachbarin, Frau Biel, die Mutter
von meiner Freundin, in unser Haus und sagte: „Frau
Linz, wir dürfen nicht mehr mit Ihnen reden! Meine
Tochter hat in der Schule gelernt: Hass gegen die Juden.
Und wenn wir mit Ihnen reden und es wird verraten,
dann werden wir eingesperrt.“
Viele Bekannte waren keine Nazis, aber sie mussten
mitmachen.
Dann, eines Abends - da war eine Wirtschaft, ein kleines
Restaurant, mein Vater ist manchmal dahin gegangen,
um ein Glas Bier zu trinken - da ist er hingegangen und
wie er `rauskam, da waren so zwei Burschen, die
wollten ihn verhauen. Da ist er schnell gerannt und ins
Haus, Türe zu. Von der Zeit an konnte er nicht mehr
ausgehen am Abend. Aber die Frauen haben sie in Ruhe
gelassen.
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