"Herr Keim, lassen Sie das!"- mit diesen Worten
wurde sein Vater Fritz Keim 1934 vom damaligen
Rotenburger NS-Bauernführer gewarnt, den
jüdischen Landwirtschaftslehrling Erwin Linz
weiter auf seinem Hof zu beschäftigen. So hat
es der damals neunjährige Sohn Klaus Keim noch
ganz wörtlich in Erinnerung.
Klaus Keim und seine Schwester Lilli erinnerten
sich (2005) im Gespräch über Erwin Linz auch
noch gut daran, wie dieser an einem
Freitagabend es versäumt hatte, rechtzeitig
den Hof zu verlassen, um zum Beginn des
Schabbats bei seiner Familie zu sein. Für ihren
Vater - so Klaus Keim und seine Schwester Lilli -
sei es immer selbstverständlich gewesen, die
religiösen Gepflogenheiten seines jüdischen
Mitarbeiters zu respektieren. Die beiden
Keimkinder sind sich sechs Jahrzehnte nach
diesem "Vorfall" aber nicht mehr ganz sicher,
ob Erwin Linz in seinem Arbeitseifer den
Schabbat-Termin nicht beachtete oder ob
es eher die Angst davor war, seinen
Ausbildungsplatz zu verlieren - trotz der
toleranten Haltung des Hofbesitzers.
Landwirt Fritz Keim
(Foto rechts, ca. 1940)
beschäftigte Erwin Linz
1934 auf seinem
Bauernhof in Rotenburg.
Der Keim'sche Hof in
der St.Georgstraße
wurde nach dem Krieg
an den Stadtrand
verlegt.
Die Fotos (links) zeigen
den Hof ca. 1930.
Klick: Der Keim'sche Hof
in den 1970er Jahren