Rosch Ha-Schannah (= Der Anfang des Jahres)
Rosch Ha-Schannah wird am 1. und 2. des Monats Tischri gefeiert. Es ist gleichzeitig als Neujahrsfest
bekannt. Es fällt gewöhnlich in die Zeit der zweiten Septemberhälfte und ist gleichzeitig der Anfang der
zehn Bußtage. Aber schon 8 Tage vorher, am Ende des Monats Elul, wurden während der besonders
frühzeitigen Morgenandacht täglich in der Synagoge die Büß- und Reue-Gebete Selichoth aufgesagt und
außerdem auch an allen Tagen, mit Ausnahme des letzten Tages vor dem Fest, das Schofar geblasen.
Diese wurden die „Selichoth-Tage" genannt.
Die beiden Festtage wurden besonders feierlich begangen. Die Gottesdienste dauerten durch den
zusätzlichen Einsatz der verschiedenen Büß- und Reuegebete länger als an anderen Sabbat- oder
Festtagen. Nach der Andacht am Vorabend, zu Beginn des Festes, wünschte man sich gegenseitig „Le
schannah towah" (= ein gutes Neues Jahr).
Später am Abend gingen die Schüler der Jüdischen Volksschule gemeinsam zur Wohnung des Lehrers, um
ihm und seiner Familie ein „Gutes Neues Jahr" zu wünschen. Dies war eine überliefererte Geste des
Respekts und der Achtung, die der Lehrer genossen hat.
Zu Hause wurde vor der Mahlzeit derselbe Ritus eingehalten wie am Freitagabend, zusätzlich wurde nach
dem Kiddusch und nach dem Anschneiden der Barches-Brote eine Scheibe eines Süßapfels in Honig
getaucht und mit dem Wunsch: „Möge Gott uns ein gutes und süßes Jahr zukommen lassen" gegessen.
Zu den Morgen- (= Schachrith-Gebeten ging man nüchtern in die Synagoge, da vor dem Schofarblasen
nicht gegessen werden sollte. Nach dem Vorlesen der Thora, vor dem Einheben, wurde das Schofar in
verschiedenen Tönen viermal geblasen und jedesmal ein kurzes Gebet dazwischen gesprochen. Jeder der
vier Töne hatte eine besondere Bedeutung. Währenddessen herrschte eine feierliche Stille; die Andächtigen
standen mit gebeugtem Haupt, den Tallis (= Schal) über dem Kopf, in ihr Gebet vertieft.
Am Nachmittag des ersten Tages, wenn es nicht ein Sabbat war, andernfalls am zweiten Tag geht man
zum Fluß oder Teich, um dort nach altem Brauch die Sünden abzuschütteln. Nach den Worten des
Propheten Micha 7,19: „Du sollst alle deine Sünden in die Tiefe des Meeres werfen". Dies ist die „Taschlik“-Zeremonie!