Die Beschneidung des neugeborenen Sohnes, die B'rith Milah, und die Bar Mizwa
Nach der Geburt eines gesunden Knaben wird die Beschneidung (=Milah) acht Tage später vorgenommen.
Der Pate hält das Kind während der Beschneidung in seinen Armen. Der Mohel oder ein Arzt vollzieht die
Beschneidung mit dem Segensspruch über einen Becher Wein. Der Junge wird durch die Beschneidung ein
Ben-b'rith (= Sohn des Bundes). Dann werden die folgenden Worte von den Anwesenden in hebräisch
gesagt: „Wie er eingetreten ist in den Bund, so möge er heranwachsen zu einem bewußten Kenner der
Thora, zu einem gottgesegneten Familienvater und zu guten Werken!" Danach wünschen alle der Familie ein
herzliches Mazel tow (Gutes Glück). Daraufhin bringt man das Kind zur Mutter, die es beruhigt und füttert,
die anderen setzen sich zur Feier an den gedeckten Tisch.
Am Sabbat nach seinem 13. Geburtstag wird der Junge Bar Mizwa (= ein Sohn der Pflicht). Er ist dann
religiös volljährig, d. h. er zählt als Mann, von denen zehn notwendig sind, um einen Gemeindegottesdienst
zu halten. Ungefähr ein Jahr zuvor beginnt der Zwölfjährige mit seinen Vorbereitungen. Er wird vom Lehrer
privat über seine Pflichten unterrichtet. In wöchentlichen Stunden werden ihm die Methoden des Tallith-
und Tephillin-Legens beigebracht. Da man von ihm erwartet, daß er am Tag der Bar Mizwa aus der Thora
vorlesen wird, bekommt er genaue Instruktionen darüber, wie die dazugehörigen Segenssprüche zu sagen,
und auch, wie die von ihm erwählten Abschnitte des Kapitels aus der Thora vorzulesen sind. Will er auch die
Haftara vortragen, so benötigt er ein intensives Studium, um sich nicht nur mit dem Text, sondern auch mit
den lyrischen Tonfällen bekanntzumachen. Wenn dann endlich die Generalprobe gut überstanden war und
auch die Sabbatmorgen-Andacht, bei der er das Gelernte zu allgemeinem Gefallen rezitierte, obwohl er vor
Aufregung kaum schlucken konnte, so wurde er von allen Seiten beglückwünscht und fühlte sich in dem
neuen blauen Anzug mit den neuen schwarzen Schuhen mit Recht wie der Held des Tages. Zuhause wurden
dann von allen Verwandten die vielen praktischen Geschenke bewundert, bis jeder seinen Platz an der
langen gedeckten Tafel für das Festessen einnahm.