1874 wurde die Familie Opfer einer Tragödie. Offensichtlich wurde mein Urgroßvater von einer
tödlichen Krankheit befallen. Nach der Beschreibung, die ich erhielt, muss es wohl Krebs gewesen
sein. Als er starb, hinterließ er eine schwangere Witwe und ein Haus voller kleiner Kinder. In jener
guten alten Zeit, gab es noch keine Sozialgesetze, wie wir sie heute kennen. Ein förmliches
Wohlfahrtssystem oder Sicherheitsnetz gab es in Heinebach nicht. Benjamin, der jüngste Bruder
meines Großvaters, wurde einige Monate nach dem Hinscheiden seines Vaters geboren, und man
kann sich sehr gut die Armut vorstellen, die im Haushalt der Familie Katz herrschte. Mein Großvater
erzählte mir, dass er seine Lehre aufgeben musste und nach Hause gerufen wurde und als damals
16-Jähriger sofort zum Mann im Hause wurde. Schon bald merkte er, dass sein kleiner Bruder sehr
dünn und unterernährt war. Er ging zu einem Nachbarn und borgte eine Ziege von dem gütigen
Mann, damit sein Bruder etwas zusätzliche Nahrung in Form von Ziegenmilch haben könne. 60 Jahre
später begegnete ich einigen der Brüder meines Großvaters und sie hatten diese schweren Jahre
noch voll im Gedächtnis. Offenbar bestand ihr Speiseplan hauptsächlich aus Kartoffeln, und davon
gab es nicht allzu viel. Onkel Moe, einer der Brüder meines Großvaters, erzählte oft, dass er
gewöhnlich „Mama, ich lache“ sagte, wenn er seiner Mutter mitteilen wollte, dass er noch hungrig sei.
Auf diese Art übermittelte er seine Botschaft, ohne dass sie sich allzu sehr beschwert fühlen sollte.
Henriette/Jettchen Katz
geb. Kaiser (1833 -1900),
Isfrieds Urgroßmutter,
wurde schon vor Geburt
ihres jüngsten Sohnes
Benjamin 1874 Witwe und
hatte fünf Kinder zu
versorgen.