Als Hitler im Frühjahr 1933 an die Macht kam, war
schon bald ein verändertes Verhalten der christlichen
Kinder und der Lehrer wahrzunehmen. Sie fingen damit
an, uns über die ungerechte Behandlung Deutschlands
durch den Versailler Vertrag zu belehren, der den
Ersten Weltkrieg beendete. Beim Betreten der Schule
mussten wir „Heil Hitler“ statt „Guten Morgen“ sagen.
Es ärgerte mich immer, dass wir am Samstagmorgen
in die Volksschule gehen mussten. Wir jüdischen Kinder
waren vom Schreiben freigestellt, aber wir mussten
anwesend sein. Als wir 1933 wegen unserer Visa für
die USA nach Stuttgart ins Amerikanische Konsulat
fuhren, überprüften sie meine Lesefähigkeit. Ich wurde
aufgefordert, einen Absatz auf deutsch zu lesen. Dort
war festgehalten, dass in Amerika alle Kinder die Schule
besuchen müssen, aber dass in öffentliche Schulen nur
an fünf Tagen in der Woche Unterrichtet sei. Am
Samstag und Sonntag sei für alle frei. Ich war
begeistert, als ich das vernahm und schlussfolgerte
daraus, dass Amerika ein großartiges Land sein müsse.
Nach all den Jahren sehe ich das noch immer so.
Volksschule in Baumbach (bis 1938). Von Januar
1933 bis zur Emigration im November 1933 war
Isfried Neuhaus hier Schüler (nach Schließung der
jüdischen Schule zu Jahresbeginn).