Als Soldat eingezogen
Über eine Sache bin ich manchmal von meinen
Enkelkindern befragt worden, nämlich meine
Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg. Die einzigen
realen Gegenstände aus dieser Zeit, die sie je
gesehen hatten, waren einige Bilder von mir in
militärischem Gewand und meine alte
Armeeuniform, die noch immer in meinem
Wandschrank aufgehoben wird. Letztere wurde
manchmal von den Kindern getragen, wenn sie sich
für Purim verkleideten. Nach meiner Vorstellung war
es ein sehr wichtiges Kapitel in meinem Leben.
Als ich 1943 in die Armee eintrat, war ich gerade
mal ein Junge, aber als ich 1946 aus dem Dienst
ausschied, glaube ich, war ich ein Mann. Der 7.
Dezember 1941 war nicht nur ein Tag, der als Tag
der Schande lebendig bleiben wird, wie das so
beredt von Präsident Roosevelt ausgedrückt wurde.
Es war auch ein Tag, den ich persönlich nie
vergessen werde, weil er Dinge in Bewegung
gebracht hat, die innerhalb von wenigen Jahren
prägend für mein Leben werden sollten. Dieser
ereignisreiche Tag war ein Sonntag, und mein
Cousin 2. Grades, Max Schuster, und meine Cousine
2. Grades, Else Schuster, kamen zu Besuch. Max
erwähnte, er habe gehört, die Japaner hätten
soeben Pearl Harbor auf Hawaii bombardiert. Als ich
das hörte, rannte ich in einen angrenzenden Raum
und stellte unser Vorkriegsradio Jahrgang 1929 an,
welches noch funktionierte. Der Radiosprecher
bestätigte die Nachricht. Die Japaner hatten einen
überraschenden Bombenangriff gegen die US-Pazifik-Flotte gestartet, die im Hafen vor Anker lag.
Einige andere Sachverhalte wurden sofort enthüllt.
Am nächsten Tag hielt Präsident Roosevelt eine
Rede zur Nation, und der Kongress erklärte Japan
den Krieg. Nachrichten von amerikanischen
Todesopfern, versenkten Schiffen und vernichtetem
Nachschub waren zu hören. Deutschland und Italien
leisteten Kriegsunterstützung für ihren
Achsenpartner Japan.
Eine riesige Woge von Gemeinschaftsgefühl und
Patriotismus, wie ich das seitdem nie wieder erlebt
habe, ging durch das ganze Land. Es war ganz klar
ein Kampf des Guten gegen das Böse. Viele junge
Männer meldeten sich auf der Stelle freiwillig beim
Militär, und dieser Sechzehnjährige hätte das ebenso
getan, wenn er gekonnt hätte. Meine Leute, und
besonders mein Vater, der den Ersten Weltkrieg im
Schützengraben kennen gelernt hatte, waren nicht
halb so begeistert, wie ich es war.
Isfried Neuhaus 1945, unmittelbar vor seiner
Entlassung aus der US Army