Der Besuch auf dem Rotenburger jüdischen Friedhof,
wo seine Eltern und Vorfahren begraben liegen,
veranlasste ihn am 7. April 1946 zu einem scharfen
Beschwerdebrief an den Rotenburger Bürgermeister,
in dem er sich über den verwahrlosten Zustand, in
dem er das Grab seines 1927 verstorbenen Vaters
vorfand, beklagte. Es war offensichtlich eines der
Gräber, die in der Nazizeit erheblich beschädigt worden
waren.
Im zweiten Absatz des Briefes v. 7. April 1946 an
den Rotenburger Bürgermeister (nebenstehehend
als Faksimile) schreibt Leopold Neuhaus:
"Was den Friedhof betrifft, so ist er im grossen
Ganzen gut im Stande, jedoch sind manche
Einzelheiten zu bemängeln, die ich Sie höflichst
ersuche abzustellen. Es muss zunächst das Tor
zum Eingang wieder hergestellt werden, damit nicht
jeder Unbefugte den Friedhof betreten
kann. Die Gräber müssen eingefriedigt und das
Gras in Ordnung gebracht werden. Die
Grabsteine sind zum Teil schief aufgestellt und
müssen daher gradgestellt werden. Die Hecke,
die um den Friedhof herumführt, muss wieder
hergestellt werden. Ein Teil der Grabsteine ist
zerstört, insbesondere der Grabstein von
COPPEL GANS und der Grabstein meines
Vaters, ISAAC NEUHAUS, von dem die mittlere
Schicht völlig fehlt. Ebenso ist das Grab von
Isaac Werthan, Brotgasse, vor dem Stein von
ABRAHAM LOEWENSTEIN überhaupt nicht
gesetzt worden. Aus der Hecke heraus ist Holz
entwendet worden, die Lücken müssen ausgefüllt
werden. Der Weg zum Friedhof ist in schlechter
Ordnung."
Brief v. 7.4.1946 von Leopold Neuhaus als Leiter der
Jüdischen Betreuungsstelle der Stadt Frankfurt/M. an
den Roteburger Bürgermeister (Seite 1)