Zu seinem 60. Geburtstag am 9.Januar 1933 war
er in der Frankfurter Zeitung überschwänglich
als "Schöpfer einer spezifischen Art impressionistischer Malerei" gewürdigt worden Dass Nussbaum über
reiche malerische Ausdrucksmittel verfügte, zeigte auch seine sensible Auffassung, mit der er den zeitgenössischen Kunstströmungen in Deutschland
in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts begegnete.
Durch diese Offenheit und Vielseitigkeit konnte er zehn Jahre lang als Vorsitzender des Frankfurter Künstlerbundes fungieren und bot  hier mit großem Einsatz und bemerkenswerter Aufgeschlossenheit weit progressiveren Kräften, wie Max Beckmann, Präsentationsmöglichkeiten.
 
Am 19. Dezember 1936 verstarb Nussbaum in Kinneret - See Genezaret.
Für die regionale und lokale Forschung zur Zeit- und Kulturgeschichte blieb er bis vor wenigen Jahren außen vor, ein Umstand, der wohl hauptsächlich aus der irreführenden Darstellung
von Paul Arnsberg in der Geschichte der Juden
in Hessen resultiert. In dem  zweibändigen Standardwerk  über die jüdischen Gemeinden in Hessen findet sich nämlich der falsche Hinweis, Nussbaums Arbeiten seien durch die Kriegsereignisse zerstört worden.

Dem jetzigen Direktor der Neuen Pinakothek in München, Professor Dr. Christian Lenz, kommt
das Verdienst zu, das Leben und Schaffen des aus Rhina stammenden Künstlers in die Erinnerung zurückgerufen zu haben, indem er 1973 anlässlich von Nussbaums 100. Geburtstag eine diesem gewidmete Sonderausstellung im Frankfurter
Städel veranlasste und gestaltete.

Inzwischen hat sich die Kunsthistorikerin Claudia Müller des Lebens und Schaffens von Jakob Nussbaum angenommen. Unsere Darstellung stützt sich im wesentlichen auf die Forschungsergebnisse von Claudia Müller, deren Publizierung in Form einer Monographie zur Zeit in Vorbereitung ist, uns dankenswerter Weise von der Autorin aber bereits vorab zugänglich gemacht wurde.
Claudia Müller charakterisiert Jakob Nussbaum
als einen Maler, der vorrangig dem
Impressionismus verpflichtet war, der in seiner künstlerischen Arbeit aber mit sensibler Offenheit auch andere zeitgenössische Strömungen aufgriff.

Jakob Nussbaum - so Claudia Müller - nutzte die für sein Schaffen und seine Weiterentwicklung interessanten Aspekte, durch direkte Aufnahme oder indem er sie variierte und in seinen Stil eingliederte. Nussbaum  fand in seiner  Malweise
zu einem ganz eigenen spätimpressionistischen Duktus. Er sorgte für frischen Wind in der Frankfurter Kunstszene und trug wesentlich dazu bei, dass sich gerade in Frankfurt nach der Jahrhundertwende der Spätimpressionismus durchsetzte und bis zum Eintreffen
Max Beckmanns dort tonangebend war.

Dass Nussbaum über eine große Breite malerischer Ausdrucksmittel verfügte, zeigt auch seine sensible Auffassungsgabe, mit welcher er den zeitgenössischen Kunstströmungen in Deutschland
in den 1920er Jahren begegnete. Diese Offenheit und Vielseitigkeit erklärt, warum Nussbaum zehn Jahre als 1. Vorsitzender des Frankfurter Künstlerbundes fungieren konnte und hier mit großem Einsatz und bemerkenswerter Aufgeschlossenheit weit progressiveren Kräften
wie Max Beckmann Hängfläche bot und diese Künstler förderte.

Claudia Müller formuliert in ihrer beeindruckenden Studie abschließend die Hoffnung, „dass Jakob Nussbaum, der durch die widrigen Zeitumstände fast völlig vergessen war, wieder seinen Platz in
der Kunstgeschichte einnimmt und zukünftig den Respekt und die Anerkennung erfährt, die er aufgrund seines Lebenswerkes verdient hat.“
Selbstbildnis an der Staffelei (1928)