Der junge Kunststudent stieß in München auf eine
Kunstszene, die mitten im Umbruch war. Der von
Frankreich ausgehende impressionistische Malstil
stellte das herkömmliche Kunstverständnis, das an
der Akademie gelehrt wurde, in Frage. Nussbaum, der
ursprünglich den traditionellen Ausbildungsweg
an der Akademie gehen wollte, kam in Kontakt mit
dem ungarischen Kunstlehrer Simon Hollósy, der mit
den sog. Secessionisten sympathisierte und 1886
eine private Kunstschule in München eröffnet hatte.
Hollósy bot den jungen Künstlern eine Alternative
zur konventionellen, doch öffentlich hochgeschätzten
Malerei mit ihren pompösen Historienbildern,
rührseligen Genreszenen und theatralische Porträts,
indem er das Augenmerk auf die Freilichtmalerei
und die damit verbundene schlichte Naturdarstellung
lenkte. Nussbaum war mit dabei, als Hollósy mit einem
Teil seiner Schüler 1896 in dem kleinen Dorf
Nagybánya in Siebenbürgen eine Künstlerkolonie
gründete. Die Künstler glaubten, dass die alleinige,
„wahre“ Schönheit in der Natur zu finden sei. Das
Gesehene sollte in der Darstellung mit dem beim Sehen
Empfundenen verbunden werden.
Jakob Nussbaum als Freilichtmaler