Die Diskriminierungen, die Nussbaum 1933 unter der neuen Herrschaft
erleiden musste, führten zu massiven gesundheitlichen Problemen. Der
damalige Oberarzt an der Neurologischen Poliklinik in Frankfurt, Dr. Erich
Adler, formulierte 1962 in einem Gutachten: „Der feinfühlige, produktive
Künstler war zutiefst betroffen und erschüttert durch die
entwürdigenden und demütigenden Schikanen, denen er als Jude
ausgesetzt war. Er wurde sehr reizbar, nervös, depressiv. Sein
Magenleiden verursachte derartige nächtliche Schmerzanfälle, dass er
fast schlaflos wurde. Er hatte mehrere schwere Blutungen aus seinem
Zwölffingerdarm-Geschwür, hatte Angst vor jeder
Nahrungsaufnahme, lebte praktisch nur noch von kleinen Mengen
Milch, so dass er erheblich an Gewicht abnahm. Ich riet dringend zu
einer Operation, wollte ihn bei Professor Schmieden operieren lassen,
der es jedoch ablehnte, einen Juden zu operieren. Er war durch diese
Vorkommnisse so entmutigt, wollte sich in seinem reduzierten
körperlichen Zustand von niemand anderem operieren lassen und hatte
nur noch einen Gedanken, Deutschland möglichst schnell zu
verlassen.“
Die Bilder in seinem persönlichen Besitz überließ Nussbaum dem Direktor
der Städelschen Galerie in Frankfurt, der sie in einem Keller versteckte.
Nach dem Krieg wurden sie der Familie zurückgegeben. Die Graphiken,
die das Städelsche Kunstinstitut zu Lebzeiten Nussbaums erworben hatte,
überdauerten dort die NS-Zeit, obwohl sie als Werke eines jüdischen bzw.
„entarteten“ Künstlers gemäß damaliger Praxis eigentlich hätten
ausgemustert werden müssen.