1929 wurde Sohn Eduard geboren, ein
Jahr später Fritz, der in Amerika seinen
Vornamen in Fred
umwandelte. Am 2. Mai 1932 starb
Jakobs Vater Juda, am 24. Oktober
1935 verschied seine Mutter Fanny,
eine geborene Katz.
Als sich herausstellte, dass die
Olympischen Spiele 1936 nur eine
vorübergehende Besserung der
Lebensbedingungen für die Juden in
Deutschland bedeuteten, reifte
der Entschluß zum Verlassen der
alten Heimat. Hinzu kam, dass ein
bereits in Amerika lebender
Verwandter sich bereit erklärte, ein
"Affidavid" zu besorgen, d.h. bei den
US-Behörden für sie zu bürgen Im
Herbst 1937 verkaufte Jakob
Rothschild dann sein Haus samt
Geschäft.
Über die Zwischenstation Frankfurt am
Main gelang noch 1937 die Ausreise,
die für die Familie Rothschild zunächst
sehr turbulent verlief. Den in Hamburg
bestiegenen Dampfer mussten sie
wegen angeblich unklarer Papiere
wieder verlassen, jedoch konnten sie
am folgenden Tag mit einem anderen
Schiff die Überfahrt antreten.
Im Nachhinein stellte sich die
Verzögerung als Glücksfall dar, denn
Jakob Rothschild war es offensichtlich
gelungen, die von den deutschen
Behörden praktizierte steuerliche
Ausbeutung der jüdischen Flüchtlinge
(z. B. Verschärfung der „Reichs-Fluchtsteuer“) durch entsprechende
Angaben zu unterlaufen.
Nach einem 2-wöchigen
Zwischenaufenthalt an der Ostküste
bei ihren nahen Verwandten Recha
und Berthold Linz (ehemals Rotenburg)
gelangten die Rothschilds im Dezember
1937 nach Chicago, wo sie von ihrem
Bürgen erwartet wurden. Die
Millionenstadt am Michigansee wurde
zu ihrer neuen Heimat.
In der ersten Zeit musste sich Jakob
Rothschild mit Gelegenheitsarbeiten
zufrieden geben. Nachdem sich seine
Sprachkenntnisse gebessert hatten,
reiste er als fliegender Händler durch
die Lande, während seine Frau Hanni
mit einer kleinen Pension das ihre dazu
tat, um über die Jahre hin der Familie
einen bescheidenen Wohlstand zu
ermöglichen. Jakob Rothschild starb
1991, seine Frau Hanni/Johanna, geb.
Linz, war bereits 1973 verstorben.
Im Sommer 1931 hatten Jakob Rothschilds Eltern im Kreis ihrer zahlreichen
Verwandtschaft die Goldene Hochzeit seiner Eltern Juda (1. Reihe, mit Zigarre)
und Fanny Rothschild (mit Brautkranz) in Oberaula ihre Goldene Hochzeit
feiern können. Auf Großvaters Schoß der damals zweijährige Enkelsohn
Eduard, dahinter Sohn Jakob Rothschild, dem gerade der Kragen gerichtet
wird. Als 3. von links in der 2. Reihe ist Jakobs Cousine Marga Rothschild,
später verh. Spiegel, zu erkennen. Im Mai 1932, ein knappes Jahr nach der
Feier seiner Goldenen Hochzeit, verstarb Juda Rothschild, im Oktober 1935
verschied seine Ehefrau Fanny geb. Katz.
(Bildquelle: E. Rothschild, Deerfield/ Illinois, USA)