So wollte Siegmund Rothschild wohl wenigstens seine beiden Töchter in Sicherheit wissen.
Marga Rothschild, welche inzwischen in Frankfurt die Diätküche erlernt hatte, beantragte im
Februar 1935 einen Reisepass, gab dabei aber an, dass sie als „Haustochter“ nach Holland, wo
die Familie Verwandtschaft hatte, oder England gehen wolle, eine mehrfach gebrauchte
Umschreibung für die Emigration ins europäische Ausland. Und obwohl von Seiten der
Ortspolizeibehörde keine Bedenken gegen die Ausstellung geäußert wurden, schickte das
Landratsamt das Blankoexemplar mit angeheftetem Passbild zurück nach Oberaula. Von
unbekannter Hand war mit rotem Stift auf der Unbedenklichkeitsbescheinigung des
Landjägermeisters Ru. groß vermerkt worden: „Bekommt keinen Paß!“.
Im August und September 1935 suchten die Geschwister und der Vater noch einmal um
Reisepässe nach, nunmehr zur Auswanderung nach Palästina.6 Vielleicht lag es an diesem
Reiseziel, dass ihrem Antrag nun Erfolg beschieden war und sie auf fünf Jahre befristete Pässe
ausgestellt bekamen. Vielleicht hoffte man so auch, die Familie schnell loszuwerden.
Siegmund Rothschilds
Antrag auf Ausstellung
eines Reisepasses vom
8. Februar 1935