Seite
Projekt Marga Spiegel
Doch es sollte alles ganz anders kommen, denn am 14. Juni 1938 wurde Siegmund Rothschild von der Kriminalpolizei verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert.
Ob es, wie Marga Spiegel vermutet, der lange Arm des Oberaulaer Ortsgruppenleiters Wettlaufer war, oder ob dafür ein mit „Streng vertraulich!“ gekennzeichnetes Schreiben vom 01. Juni 1938 ursächlich war, in dem es hieß: Alle Juden, die mit einer Gefängnisstrafe von mehr als einem Monat oder mit einer Geldstrafe bestraft waren, [...] sind festzunehmen und ohne Vernehmung in ein Konzentrationslager zu verbringen, lässt sich nicht mehr klären. Mit dieser Aktion, welche reichsweit in der Woche vom 13.-18. Juni 1938 durchgeführt wurde, um sogenannte „Asoziale“ in Vorbeugehaft zu nehmen, sollten aus welchen Gründen auch immer unter den Nazis verurteilte Juden in Haft genommen werden, um den angeblich „kriminellen Charakter“ der jüdischen Minderheit heraus zu stellen.
Siegmund Rothschild wurde in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg eingeliefert. Er überlebte diese neuerliche Verhaftung und die schweren Lagerbedingungen nur fünf Wochen. Dann starb er am 12. Juli 1938, angeblich an „inneren Blutungen“. Marga Spiegel erhielt einen Bleisarg „unter Bewachung“ zurück und konnte ihren Vater noch würdevoll auf dem Jüdischen Friedhof in Ahlen begraben. Siegmund Rothschild war das erste Opfer aus Oberaula, das unter dem nationalsozialistischen System sein Leben lassen musste.

  
Zählappell im Konzentrationslager Sachsenhausen, wo Siegmund Rothschild verstarb - "angeblich an "inneren Blutungen".