Projekt: Benjamin Stiefel
Benjamin Stiefel war der letzte jüdische Lehrer in Baumbach, er wurde am 1.1.1933 nach über 40 Jahren
als staatlich angestellter Lehrer in den Ruhestand versetzt. Er zog mit seiner Frau Jettchen einige Zeit später
nach Kassel. 1941 gelang der Familie die Flucht über Spanien in die USA. Herbert, der jüngste Sohn, hatte
aus New York die Flucht der Eltern durch eine telegrafische Geldanweisung von 100 Dollar unterstützt.
Benjamin Stiefel starb in New York am 2. März 1945 im Alter von 71 Jahren.
Im Jahr 1860 war in Baumbach eine jüdische Elementarschule eröffnet worden, die 1881 - mit 18 Schülern -
offiziell als öffentliche Schule anerkannt wurde. 1891 war die Schülerzahl auf 23 angewachsen. Nach
zwischenzeitlicher Schließung wurde sie 1905 mit Lehrer Stiefel wieder geöffnet. 1926 waren es sieben, 1928
dann elf und 1931 vier Schüler. Ein Schüler, Arthur Rosenbaum, der Sohn des Gemeindevorstehers Joseph
Rosenbaum II, besuchte die Jakob-Grimm-Schule in Rotenburg.
1934 wurde die Schule geschlossen, der Religionsunterricht jedoch von Lehrer Stiefel, der zum 1. Januar
1933 als 60-jähriger von der Preußischen Regierung in den Ruhestand versetzt worden war, zunächst
weitergeführt. Den Religionsunterricht erteilte für kurze Zeit ein Lehrer aus Melsungen. Nach der Schließung der
Schule im Jahr 1934 fand der Religionsunterricht für die jüdischen Schulkinder in Rotenburg statt. Den Unterricht
erteilte der pensionierte Lehrer Benjamin Stiefel.
Zeitzeugin (Jahrgang 1923):
"Der Lehrer Stiefel, der war oft zusammen
mit unserem Lehrer Richard Riemer - bevor
der Umschwung kam, und auch mit dem
Pfarrer Zischke aus Braach. Diese drei, das
waren sozusagen Freunde, die spielten
zusammen Karten.
Der Lehrer Stiefel hatte einen
Volksempfänger. Als dann die Hitlerreden
kamen, da hat er den Volksempfänger ins
offene Fenster gestellt, um den Leuten zu
zeigen, was der jetzt so spricht."
Benjamin Stiefel, ca. 1930