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Projekt: Benjamin Stiefel
Schon 1933 hatte Joseph Stiefel nach Palästina auswandern wollen und auch 1934 zur Vorbereitung auf seine Ausreise dorthin eine landwirtschaftliche Ausbildung in Dänemark begonnen, die er jedoch nach
zwei Monaten wegen Krankheit abbrechen musste. Laut ärztlichem Befund war er für landwirtschaftliche Arbeit ungeeignet. Da er nicht als gewöhnlicher Flüchtling, sondern als Landwirtschaftslehrling nach Dänemark gekommen war, erhielt er keine
Arbeitsgenehmigung in seinem Beruf als Möbelpolsterer. Für seinen Lebensunterhalt war er zeitweise auf die Unterstützung durch seine 1937 geheiratete Frau und deren Familie angewiesen. Nach der Besetzung Dänemarks durch deutsche Truppen flüchtete er im Oktober 1943 nach Schweden, am 10. 1. 1951 wurde er dänischer Staatsbürger. Als Joseph Stiefel nach dem Krieg einen Antrag auf Entschädigung für „Schaden im beruflichen Fortkommen“ für den Zeitraum  01.03.1936 bis 31.12.1949 stellte, wurde dieser zwar genehmigt, allerdings mit Ausschließung der 5 Jahre 1939 bis 1945,
 „da der Antragsteller ohne Verfolgung in Deutschland seiner Wehrpflicht hätte genügen müssen“, wie es in dem Bescheid vom 13.10.1958 hieß.

Eidesstattliche  Erklärung Joseph Stiefels v. 7. 5. 1956:
Ich besuchte die Schule vom Jahre 1917 bis zum Jahre 1924 und war dann 4 Jahre in der Lehre bei der Firma Hermann Döllefeldt in Bebra (...), zuletzt etwa 1930 bis 1936 bei der Firma Leopold Katz, Polsterwarenfabrik in Kassel
Bereits 1935, etwa am 1. Mai, wurde ich verfolgt und befand mich einen Tag in Haft in meinem Geburts- und seinerzeitigen Wohnort Baumbach. Da ich inzwischen nach Kassel verzogen war, wurde ich - wahrscheinlich durch Meldung aus Baumbach - auch in Kassel verfolgt und musste mich in der letzten Zeit vor der SA versteckt halten. Ich erhielt von der Gestapo einen Ausweisungsbefehl, Deutschland bis zum 10. Februar 1936 zu verlassen, jedoch wurde dieser, da ich keine Ausreisemöglichkeit hatte, verlängert. Durch die jüdische Organisation HECHALUZ erhielt ich ein Einreisevisum nach Dänemark und wanderte am 17. 3. 1936 nach Dänemark aus.
  
Original Flüchlingsboot