Projekt: Benjamin Stiefel
1933 musste Herbert Stiefel das Gymnasium in Melsungen
verlassen. In dem weiteren Besuch der höheren Schule sahen die
Eltern keine Perspektive für ihren Jüngsten, sofern ihm als
"Nichtarier" ein weiterer Besuch überhaupt gestattet worden wäre.
In Arnstein in Unterfranken fand er eine Lehrstelle in dem
Textilgeschäft Bauer. Wie sich in den folgenden Jahrzehnten zeigte,
verschaffte ihm die hier genossene Ausbildung gute Grundlagen für
seinen späteren beruflichen Weg.
Im Januar 1938 floh er aus Deutschland. Die erste Anlaufstation
war im New Yorker Stadtteil Manhattan, genauer: im Bezirk
Washington Heights. Die Massierung deutsch-jüdischer
Immigranten verschaffte diesem im Norden Manhattans gelegenen
Viertel den ironischen Beinamen „Frankfurt on the Hudson“ oder
auch „Viertes Reich“. Bei der Arbeit in einem Delikatessenladen
erlitt er einen schweren Unfall, der zum Verlust des rechten Auges
führte. Dennoch folgte er der Einberufung als Soldat in die
amerikanische Armee. Anschließend fand er eine Anstellung in
Seattle an der amerikanischen Westküste. Offenbar schaffte es
Herbert Stiefel recht schnell, in seiner neuen Umgebung Fuß zu
fassen, denn immerhin konnte er im Juni 1941 seinen Eltern die
100 US-Dollar schicken, die ihnen die Schiffspassage nach
Amerika ermöglichten. 1944 nach Manhatten zurückgekehrt,
eröffnete er in der 38. Straße in Manhattan ein Ladengschäft mit
Kurzwaren, mit einem reichen Angebot an Reißverschlüssen.
Herbert Stiefel (Porträt) und seine
Klassenkameraden 1931/32 am
Melsunger Gymnasium (von links):
Storz, Prätz, Gnikna, Stiefel, unbek.
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Herbert Stiefel als junger Mann