Rothenkirchen - Stammsitz der Familie Strauss bis 1906
  
Die Familie Strauss stammte aus dem Dorf Rothenkirchen. Seit welcher Zeit in dem Ort Juden lebten, ist nicht genau zu sagen. Jedenfalls werden in alten Kirchenakten bereits 1728- 1744 jüdische Familien erwähnt. Bis zum Jahr 1830 hatte sich eine ansehnliche Gemeinde gebildet mit 97 Personen in 25 Haushalten. Die Berufstätigen waren zu jener
Zeit meist Vieh-, Waren- und Kleinhändler, außerdem gab es einzelne Buchbinder und Schuhmacher. Zwischen 1832 und 1842 betrug die Zahl der jüdischen Bewohner zeitweise sogar mehr als 100 Personen und damit etwa 15 % der Gesamtbevölkerung. Entgegen der landläufigen Meinung verfügten die meisten von ihnen nur über bescheidene Einkünfte, etliche waren so arm wie manch ein christlicher Bauer auch. Außer dem Lehrer gingen
auch in späterer Zeit fast alle jüdischen Erwerbstätigen einem Handelsberuf nach.
Die jüdische Gemeinde hatte eine eigene Synagoge, ein Lehmfachwerkbau, der noch heute in der Brunnenstraße, zum Wohnhaus umgestaltet, vollständig erhalten ist. Das Gebäude wurde nach einer Zeitungsmeldung vom 5. März 1908 öffentlich an den Meistbietenden versteigert. Viele Jahre war es im Besitz der Familie Andreas Kehres, die dort bis in die 1970er Jahre ein Lebensmittelgeschäft betrieb. Zeitweise gab es eine eigene jüdische Elementarschule, die 1842 zur Blütezeit der Gemeinde von 14 Schulkindern unter Leitung von Lehrer Simon Neumark besucht wurde.
Der Begräbnisplatz war von alters her der jüdische Sammelfriedhof im Nachbarort Burghaun, wo von 1789 bis 1898 mindestens 60 Ruhestätten Rothenkirchener Juden zu finden sind. Am Ende des Jahres 1852 hatte die Synagogengemeinde bereits ihren Höhepunkt überschritten und nahm von 1864 an kontinuierlich ab, bis sie schließlich 1906 nur noch aus zwei Familien bestand.
 
  
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