Gertrude Eckert (*1919),
deren elterliche Familie von 1913 bis 1933 zur Miete im Haus lebte, hatte ein sehr herzliches und
familiäres Verhältnis zur Familie Strauss. Ihr Vater war Finanzbeamter am Hünfelder Finanzamt,
das aber 1933 aufgelöst und die Belegschaft nach Hersfeld und Fulda versetzt wurde, worauf
die Eckerts im Mai 1933 nach Fulda zogen.
Gertrude Eckert kann sich noch sehr gut an die damalige Zeit erinnern:
Abraham Strauss war ein sehr guter Mann
Das, was ich Ihnen aus der Familie Strauss erzähle, das kann Ihnen niemand
sonst erzählen, weil ich einfach bei denen zu Hause war. Den alten Abraham
Strauss, den hab ich noch sehr gut gekannt, er war so lieb zu uns Kindern. Ich
kann mich noch entsinnen, wie er mal zur Kur weg war - für den Vater wurde ja
alles getan. Er war zuckerkrank und bekam immer sein Essen extra, und da saß
ich sehr oft daneben bei ihm. Der Abraham Strauss frühstückte morgens etwas
später, wenn die anderen schon im Laden und im Büro waren. Dann kam ich oft
an und setzte mich auf seinen Schoß und sagte: “Darf ich mal beißen?” Ich biss
ins Brot und fragte wieder: “Darf ich noch einmal beißen?” Und der Abraham ließ
mich jedesmal in sein Brot beißen. Er aß wegen seiner Diabetes so besonderes
Brot, sogenanntes Grahambrot. Ich sehe ihn heute noch an dem hohen Sekretär
sitzen und frühstücken.
Ich war ungefähr sieben Jahre alt, da starb mein Großvater. Er war sehr alt
geworden, und ich hab geweint. Da hat der Abraham mich auf den Schoß
genommen und hat gefragt: