Gertrude Eckert (*1919) erinnert sich :
Als Emilie und Abraham Strauss starben
Die alte Frau Strauss ist gestorben, als ich noch sehr klein war. Ich kann mich
aber noch an einen Moment entsinnen, wo ich am Fenster saß und sie im Liege-stuhl lag mit einem Kissen, schon als ganz kranke Frau. Und ich weiß noch genau,
dass meine Mutter gesagt hat: "Du musst ganz still sein, die Frau Strauss ist sehr
krank." Der Hausarzt wird sicher der Dr. Richard in der Gartenstraße gewesen
sein. Bei den Juden gab es keine Gemeindepflegeschwester, dafür war die
jüdische Gemeinde zu klein. Da waren hier die katholischen Schwestern aus dem
Josefsheim zuständig. Die haben wohl die alte Frau Strauss gepflegt und später
auch den Abraham. Der musste dann gebettet werden, ich glaube, er hatte einen
Schlaganfall gehabt. Jedenfalls kamen diese Schwestern und haben ihn gepflegt.
Und seit dieser Zeit wurden von der Familie Strauss Waschkörbe voll Sachen ins
Josefsheim geschickt, immer an den christlichen Feiertagen, für die Kinder und
für die Schwestern. Aus Dankbarkeit kam immer an den Feiertagen ein
Präsentkorb, jede Schwester bekam beispielsweise ein Päckchen Kaffee.
Zu uns in die Schule gingen auch Kinder aus dem Josefsheim. Da waren
Waisenkinder drin oder Kinder aus gefährdeten Familien aus der Region. Die
Kinder gingen hier in die öffentlichen Schulen. Die hatten es nicht schlecht im
Josefsheim, ich bin als Kind manchmal sonntags mit ihnen zusammen gewesen.
Da wurde gespielt und alles Mögliche gemacht.