Gertrude Eckert (*1919) erinnert sich :
Eine echte Hausgemeinschaft
Wir wohnten in der 1. Etage, wo der schöne große Balkon ist, der war an unserem
Wohnzimmer dran. Es war aber keine abgetrennte Wohnung, es war ja ein Ein-
familienhaus und viel angebaut. Dadurch war alles ziemlich verwinkelt. Meine Eltern
haben länger als 20 Jahre dort gewohnt, seit ihrer Hochzeit, bis Mai 1933, als wir
nach Fulda zogen. Wenn man bei uns die Treppe hoch ging, da war ein langer
Gang, und um in unser Wohnzimmer zu kommen musste man durch das
Schlafzimmer der Eltern. Durch einen anderen Gang kam man in ein kleines
Räumchen, das war unser gemeinsames Zimmer, rechts gings in unser
Wohnzimmer, links gings in Straussens Schlafzimmer. In dem Durchgangszimmer
stand ein Sessel und ein Tischchen drin, und wir benutzten das zusammen.
Samstags, wenn Schabbes war, kamen immer viele Freunde, zum Beispiel die
Tannenbaums und die Frau Kaufherr mit der Bertel. Dann gingen sie alle durch unser
Wohnzimmer und benutzten den Balkon. Am Samstag war für uns der
Balkon tabu. Da haben sie da oben gesessen, manchmal auch Kaffee getrunken.
Und wir haben auch viel mit Straussens auf dem Balkon gesessen. In unserem
Wohnzimmer stand das Klavier, was hier bei mir steht, und mein Vater spielte. Er
hatte das nicht gelernt, aber was er im Kopf hatte, konnte er sehr gut spielen, mit
Schwung. Bei uns wurde viel gesungen, die ganze Nachbarschaft hing dann am
Fenster. Und wenn die Toni da war, die Schwester von der Frau Strauss, die eine
ganz wunderbare Stimme hatte, dann haben die viel zusammen gesungen -