Die Milli war viel bei uns, besonders in der Heidelbeerernte, wenn es im Geschäft ganz hektisch zuging und die Frau Strauss auch in den Laden musste. Sonst war sie nur fürs Büro zuständig. Der Joseph wusste genau, in unseren Brotkasten kam nur Brot rein und nichts sonst. Und wir bezogen - genau wie er - das wunderbare Brot vom Judenbäcker Blumenthal aus Rhina. Der Joseph wusste auch genau, dass der Topf, in dem wir Gelee kochten, für nichts anderes benutzt wurde. Also war das alles koscher, und die Kinder durften bei uns Geleebrot essen. Straussens waren in diesen Jahren sehr beschäftigt, sie hatten ja auch noch den Großhandel. Und da ist die Milli mit bei uns groß geworden. Später war zeitweise mal eine Jugendfreundin von der Frau Strauss für die Kinder da, die Hede. 
Ich entsinne mich noch, dass die Milly als kleines Mädchen mal Kinderlähmung hatte. Sie machte immer so ein Fäustchen mit der einen Hand, und die war kalt. Das gleiche war bei einem Bein. Da hat meine Mutter zur Frau Strauss gesagt.
“Sie müssen mit dem Kind zum Arzt, das ist nicht normal.” Und es hat sich dann herausgestellt, dass sie Kinderlähmung hatte. Das mit der Hand hat sich gegeben, aber mit dem Bein war es schlimmer.
Auch der Alfred war als kleiner dreijähriger Junge viel oben bei uns. Er war so ein schmächtiges Kerlchen, und ich weiß noch, er hatte ein schwaches Bläschen. Da hat meine Mutter immer gesagt: Du kriegst mal den Orden 'Buller alle Minut‘. Da gab es doch im ersten Weltkrieg den Orden 'Pour le merite'. Ja, meine Mutter, die zu uns sehr streng war, hat es mit den Straussens Kindern bestens gemacht.
Ich weiß das alles deshalb noch so gut, weil mich das im Grunde genommen sehr berührt hat. Das ist ja ein Teil meines Lebens.