Auch Louis Wertheim, Joseph Wertheims am 10. Januar 1838
geborener jüngerer Bruder, verließ seine Heimatstadt
Rotenburg und ging ebenfalls nach Frankfurt. Dort gründete er
eine Asbestwarenfabrik, die eine ähnliche Bedeutung für
Frankfurt erlangte wie die Nähmaschinenfabrik seines Bruders
Joseph.
Angefangen hatte Louis Wertheim in Frankfurt im Jahr 1874 mit
der Herstellung von Stopfbüchsen aus Baumwolle und Hanf.
Nach Aufnahme der Fabrikation von Asbestgewebe (Platten,
Gespinste, Gewebe) und der Verarbeitung von Asbestgewebe,
das mit Kautschuk imprägniert wurde, entwickelte sich der
gewerbliche Kleinbetrieb zu einem industriellen Unternehmen,
das in seinem Produktionsbereich als führend auf dem
europäischen Kontinent galt.
In den 1890er Jahren zwang der erhöhte Platzbedarf zur
Errichtung eines Zweigwerks in Frankfurt-Niederrad. Zusammen
mit dem Stammwerk in Frankfurt-Bornheim waren nach der
Jahrhundertwende etwa 300 Arbeiter in Louis Wertheims
Asbestwerken beschäftigt, die 1898 in eine Aktiengesellschaft
umgewandelt wurden und von da an als "Frankfurter
Asbestwerke KG" firmierten. Die jüdischen Eigentümer des
Unternehmens wurden nach der NS-Machtergreifung unter
Druck gesetzt, ihren Betrieb an "deutsche" Eigentümer zu
"verkaufen".