1908/09 gründete Hugo Wertheim im Melbourner Vorort Richmond (Bendigo Street) eine Klavierfabrik, in der bald über 400 Mitarbeiter tätig waren. Die Werksanlagen wurden 1935 von dem Konservenproduzenten Heinz übernommen, seit 1955 dienen sie als Fernsehstudios.
Die oben abgebildete Postkarte zeigt die Wertheimsche Klavierfabrik in Richmond im Jahr 1912. Hugo und Sophie Wertheim hatten fünf Kinder. Herbert, der älteste Sohn, der nach dem Tod des Vaters 1919 die Firmenleitung übernommen hatte, starb noch im gleichen Jahr. Urenkel Jeffrey Kennett war von bis Regierungschef des Bundesstaates Victoria.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs sah sich Hugo Wertheim und seine Familie marginalisiert und von vielen seiner australischen Mitbürger misstrauisch beäugt. Da half es auch wenig, dass sein Sohn Rupert Carl ab 1915 auf dem europäischen Kriegsschauplatz in der australischen Armee gegen die deutschen Truppen kämpfte und es immerhin bis zum Hauptmann brachte.
Offensichtlich änderte sich nach Kriegsende das Meinungsbild über die deutschstämmigen Australier, worauf die Tatsache verweist, dass eine Straße in Richmond zu Ehren von Hugo Wertheim den Namen Wertheim Street erhielt.
Hugo Wertheims oben genannter Sohn Rupert Carl (1893-1933) war ein herausragender Tennisspieler, er wurde 1922 in der australischen Daviscupmannschaft eingesetzt.






  
Klavierfabrik Wertheim auf einer Postkarte von 1912
Hugo Wertheims Urenkel Jeff Kennett (geb. 2. März 1948) war von 1992 bis 1999 Premierminister des Bundesstaates Victoria. Als Führer der Liberal Party von Victoria erwarb er sich den Ruf eines politischen Rauhbeins, zugleich aber auch als besonders durchsetzungsfähig und effektiv. Schon 1976, damals 28-jährig, wurde er Parlamentsabgeordneter, drei Jahre später Minister.