Margarete/ Marga Neuhaus hatte 1935 nach Beendigung ihrer
Schulzeit eine Lehre bei den Schneidermeisterinnen Gans in
Rotenburg begonnen, die sie aber dort nicht zu Ende führen konnte,
weil ihre (jüdischen) Lehrmeisterinnen ihren Betrieb aufgeben
mussten. Danach fuhr sie zu Schneiderlehrgängen nach Kassel.
Ihre Lehrjahre in Rotenburg haben sich so tief bei ihr eingeprägt, dass
sie noch Jahrzehnte später Träume hatte, in denen sie sich auf dem
Weg ins Stadtzentrum von Manhattan wähnte, um bei Jettchen und
Betty Gans eine Kleiderprobe zu machen.
Nach Schließung der jüdischen Schule im Jahr 1933 musste sie ihre
beiden letzten Schuljahre in der Baumbacher Volksschule absolvieren.
Diese beiden Jahre sind für für sie von schlimmen Erinnerungen
geprägt. Bei der Nennung des Namens ihres damaligen Lehrers stößt
die ansonsten milde erscheinende Frau heftige Verwünschungen aus.
Die jüdischen Schulkinder bekamen im Klassenraum einen Eckplatz
zugewiesen und mussten sich sagen lassen, dass sie als Juden nicht
dazu gehörten. Die Nazilieder aber mussten sie mitsingen, was die
jüdischen Schulkinder als besonders demütigend empfanden. Dem
Lehrer lastet sie es auch an, dass er die Kinder zu Judenfeinden
machte. Sie musste erleben, als sie von einem gleichaltrigen
Nachbarsmädchen, das über viele Jahre ihre vertraute Spielgefährtin
gewesen war, zu hören bekam: "Du bist Jude - mit Dir spiel ich
nicht!"
Ihre Einstellung heute: "Vergebung ja, Vergessen nie!"
Im September 1937 schaffte Marga Neuhaus die Ausreise in die USA.
Margarete/ Marga Neuhaus,
verh. Greilsheimer, in ihrer
Wohnung Cabrini Boulevard in
Manhattan im November 1907.
(unten) Marga Neuhaus (ca. 1935)
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1907