„...nach dem Osten deportiert, von wo sie nicht zurückgekehrt sind...“
Vom Hauptbahnhof Kassel gingen drei Deportationen nordhessischer Juden ab. Wenige Tage vor dem
Transporttermin wurden die Betroffenen informiert. Auswärtige wurden mit Bahn und Bussen nach Kassel
gebracht; alle Opfer - die Transportstärke sollte 1.000 Personen betragen, um die Kapazitäten der
Reichsbahn möglichst gut auszunutzen - wurden in der Turnhalle des Schulkomplexes Schillerstraße
gesammelt. Dort kontrollierten die Beamten des Judenreferats der Gestapo die Personalien, nahmen den
Juden alle Papiere, außer der Kennkarte, ab und durchsuchten sie nach Schmuck und Bargeld. In
geschlossenem Zug führte man die Opfer dann von der Schillerstraße zum Hauptbahnhof. Der erste
Transport ging am 9. Dezember 1941 nach Riga. Eine Augenzeugin berichtete später: "Ja,
Hauptbahnhof. Links, da standen zwei oder drei Waggons. Und die Leute wollten aus ihrem Glied raus
und wollten auf die Waggons zu, denn was auf den Waggons lag, das waren Pakete, große und kleine,
und das war denen ihr Hab und Gut (...). Da kamen die SS-Leute und haben die Leute zurückgedrängt,
weil die ihr Hab und Gut holen wollten. Der Zug fuhr ab, ich habe auch gewunken und noch mehr Leute
haben gewunken. Und da hörte ich: `Alles nach Krell!` (Versteigerungshaus Krell in Kassel) Diese
ganzen jüdischen Sachen, das Eigentum der Juden, und das waren ja nur ihre wertvollsten und für die
Leute persönlichen Sachen, die sind offiziell versteigert worden."